1822 -
Leipzig
: Kummer
- Autor: Lippold, Georg Heinrich Christian
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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so führen sie doch auch einen Vor theil herbei, der gewissermaßen
mit ihnen aussöhnt. Sie reinigen nämlich die ganze Atmo-
sphäre so sehr von allen Dünsten und Feuchtigkeiten, daß sich
in den Hcrbstmonaten viele Wochen hindurch auch kein Wölk-
chen am Horizont zeigt und der Himmel sich dem Auge in einer
Reinheit und Klarheit darstellt, die einem an sein düsteres va-
terländisches Klima gewöhnten Dritten ausserordentlich auffallen
muß. Saunde-.s ergöhte sich so sehr an diesem heitern Him-
mel des kalten Tibet, daß er mehr als einmal das Klima dieses
Landes glücklich nennt. Die Tibetaner sind auch dermaßen an
diese heitere Luft gewöhnt, daß sie mit fester Zuversicht und
völlig unbesorgt vor Regen ihr mühsam eibautes Getreide nach
der Erndte auf freiem Felde liegen lassen, bis sie Zeit übrig
haben, es auszudrcschen. Hinderte die Kalte nicht so man-
ches Jahr die Reifung, sie würden wegen des Regens in der
Erndte, der uns oft so viel schadet, nicht verlegen sein.
Die reine Luft in Tibet ist der Gesundheit sehr zuträglich
und cs giebt der Krankheiten daher weit weniger, als in
feuchten und warmern Landern, in denen ein öfterer Wechsel
der Witterung statt findet. Die häufigen Stürme, welche
den feinen Sand mit sich fortführen und der Schnee, der den
größten Theil des Jahres hindurch die Augen blendet, weil er
zumal häufig von,der Sonne beleuchtet wird, führen Augen-
krankheiren für den Menschen herbei, die nicht selten in Blind-
heit übergehen. In Butan hat der Mensch mir diesem bei
nicht zu kämpfen Dagegen giebt es hier ungemein häufig ei-
ne andere Krankheit, welche in einer Drüsengeschwulst am
Halse besteht. Sie findet sich bekamlich auch in-andern Ge-
birgsgegenden, namentlich häufig in Wallis. Daß sie nicht,
wie man gemeiniglich angenommen hat, dem häufigen Trin-
ken des Schnecwassers zugeschrieben werden darf, sieht man
recht überzeugend in diesem Lande. In Butan giebt cs weit
seltener und nur auf den höchsten Gebirgen Schnee; in Tibet
ist man das ganze Jahr hindurch mit Schnecgebirgcn umgeben
und