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1. Geographische Gemälde - S. 344

1822 - Leipzig : Kummer
— 344 — derselben aus der indischen Religion entlehnt sind, obgleich sie in vielen Stücken von derselben abweicht. Auch mit der chi/ nesischen hat die tibetanische große Aehnlichkcit und ein Lama versicherte einst selbst dein Europäer Bogst, daß diese drei Ne/ ligionen übereinstimmten. Die Tibetaner verehren manche Gottheit der Indier und die Indier wallfahrten wiederum nach Tibet und halten sich am Hofe des großen Lama auf. Die Regierungsverfassung von Tibet ist sehr merkwürdig dadurch, daß sie ganz auf Priestcrherrschaft beruhet. Die Zahl der Priester, in der Landessprache Lama's genant, ist in keinem Lande so groß, als in Tibet. Nach den vorhandenen Nachrichten machen sie den größten Theil der Bevölkerung aus. Diejenigen unter ihnen, welche nach Art der Mönche in karho/ 1lsch.cn Ländern gemeinschaftlich in Klöstern beisammen leben, dürfen durchaus nicht heira-then, welches hingegen den übrigen nicht untersagt ist. Die Verehrung, in welcher die Priester beim Volke stehen, übersteigt allen Glauben. Begegnet ein Laie einem vornehmen Lama oder einem Mönch, der wegen sei/ ner Heiligkeit auf besondere Verehrung Anspruch zu machen be/ rechtigt ist, so muß er sich zur Erde niederwerfen und überdies Nase und Mund zuhalten, damit sein unreiner Athem den hei/ ligcu Mann nicht entweihe. Es ist empörend, wie verächtlich dagegen diese Priester das übrige Volk behandeln. Sie selbst leben in gänzlicher Unabhängigkeit von allen nützlichen und noch/ wendigen Geschäften. Jede Arbeit, jedes Geschäft des bür/ gerlichen Lebens halten sie für entehrend und schimpflich für ih/ re geheiligte Person. Sie bauen das Feld nicht, sie bereiten keine Speisen, verfertigen keine Kleidungsstücke u. s. w. Al/ les dies müssen die armen Laien für sie thun. Sie verleben also ihre Tage in Trägheit und nähren sich in dem unfruchtba/ reu Lande vom Schmeiß ihrer Mitmenschen. Dafür ehren sie aber dieselben nicht; nein, sie verachten alle gemcrbtreibende Menschen als Auswurf und predigen ihnen sogar ewige Hol/ Unquai im künftigen Lehen für ihre Arbeit. Welch ein ver/
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