1822 -
Leipzig
: Kummer
- Autor: Lippold, Georg Heinrich Christian
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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derselben sein, den denn der Franzose für das Ganze nimt.
Nach ihm giebt cs auch Lehmhütten in Jerusalem und wer wird
daran zweifeln, da es in unsern schönsten Städten kleine,
schlechte Häuser giebt. Ali Bey sahe auch in Jerusalem, wie
in andern orientalischen Städten kein eisernes Schloß an einer
Thür. Künste und Handwerke sind nach seinem Urtheil etwas
besser, als in Mccka; an Wissenschaften ist nicht zu denken.
Die gemeine Volkssprache ist die arabische, jedoch mit türkis
scher Aussprache und sonst abweichend. Armenier und Grie-
chen sprechen ihre Muttersprache. Ern Aga, der unter den
Befehlen des Pascha von Damaschk steht, übt die oberste Ger
walt in Jerusalem. Ausserdem sind noch andere Beamte da,
unter andern ein Mufti. Alle vereinigen sich, um das Volk
auf mancherlei Weise zu quälen und zu drücken und niemand
gewährt Schutz gegen Tyrannei.
Die Zahl der Einwohner des jetzigen Jerusalem wird vom
Engländer Brown auf 18 bis 20000, von dem mehrmals
erwähnten Schweizer, der spater dort war, nur auf 12 bis
15000 angegeben. Richtig ists, das; sich darüber nichts Ger
wisse» bestimmen läßt. Nach Ali Bey zahlt man unter den
Einwohnern an 7000 Moelcmlms oder Türken, von welchen
20o0 unter Gewehr treten können; 20,000 Christen von
allen Sekten, als Maroniten, unirte und nicht turnte (Bde/
chen, Katholiken und Armenier. Juden soll cs nach ihm nur
wenige in Jerusalem geben. Sezt man aber auch ihre Anzahl
nur auf einige Tausend, so betrüge dennoch die Einwohnerzahl
der Stadt aus 29 bis ;o,ooo. Zwischen Muhamcdanern
und Christen sinder ein tödtlicher Haß statt; aber auch die ver-
schiedenen christlichen Rcligionspartheien hassen sich unter ein-
ander wohl nirgends auf Erden mehr, als zu Jerusalem. Sic
behandeln sich gegenseitig als Ungläubige und Ketzer. Jede
Parthei glaubt steif und fest, den allein seligiuachrnden Glau-
den zu bekennen und ein ausschließendes Recht zum Himmel zu
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