1839 -
Reutlingen
: Mäcken
- Autor: Völter, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Wissenschaft zu bleiben. Die Geographie ist, wie schon der Name
sagt, eine beschreibende Wissenschaft; sie darf also ihren Inhalt
nicht nach den Fachern des Systems ordnen, nicht auf die Gesetze
der Natur-Phänomene sich einlassen; sie hat es bloß mit den Er-
scheinungen an und für sich und ihrem gegenseitigen Verhältniß
zu thun. Sie würde also aus ihrer Rolle fallen, wenn sie sich
auf die Gesetze der Witterung, auf die Erklärung ihrer Faktoren,
der wässerigen Niederschläge, der Wärme, der Elektrizität, der
Winde u. s. w. einlassen wollte; sie hat eine Climatographie
und keine Climatologie zu geben; sie überläss't die letztere der
Physik, bereitet aber allerdings ihren Zögling auf diese Wissenschaft
dadurch vor, daß sie ihn mit einer Fülle von Thatsachen und
Erscheinungen bekannt macht, mit deren tieferer Erforschung die
Physik sich beschäftigt.
b. die Beschreibung des Gesteins, die Minerogra-
phie oder Geognosie. Die Beschaffenheit der Gebirgsart, ihr
Streichen und Fallen übt den bedeutendsten Einfluß aus die Ge-
staltung der Oberfläche aus, so daß man von dieser auf jene
sehr oft einen sicheren Schluß zu machen im Stande ist. Zu-
sammenhangende, weit gedehnte Flächen, scharfe Kanten, schroffe
Abfälle, nackte, zackige Felswände sind dem Kalk eigen, bauchige
Formen, gewölbte Kuppen, sanft ansteigende Gehänge, concave
Thalsohlen dem Sandstein. Je weicher das Gestein ist, desto
sanfter, verwaschener, unmarkirrer sind die Formen der Berge
und Thäler, je härter, desto markirter, prägnanter, ausgearbei-
teter, schroffer. Im harten, schwer auflösbaren Urgebirg stürzen
die Wasser frisch und klar von allen Seiten an den Bergen herab,
im Märgel oder in anderen weichen Gebirgsarten sickern sie in
den Boden ein oder führen aufgelöste Bestandtheile derselben mit
sich und trüben sich; im Klüfte- und Höhlen-reichen Kalk dringen
sie in unterirdische Kammern hinab und lassen die Oberfläche
wasserarm, die Bäche vertrocknen häufig. Auch in das Pflanzen-
und Thierreich und bis zum Menschen dringen die Einflüsse der
den Boden constituirenden Gebirgsarten. Die einen Pflanzen