1839 -
Reutlingen
: Mäcken
- Autor: Völter, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Gesichtspunkte festzuhalten. Die Pflanzen dürfen weder nach der
Verwandtschaft ihrer inneren Kräfte und Eigenschaften, noch nach
der Aehnlichkeit und Gleichheit ihrer äußeren Merkmale classifizirt,
sondern müssen nach den geographischen Verhältnissen zusammen-
gestellt werden, unter welchen sie vorkommen. Durch jene systc-
matisirende Methode wird mir das Bild des Landes nicht ver-
anschaulicht. Werden mir z. B. alle Pflanzen Deutschlands nach
Linnö'scher Classenordnung angeführt, so erhalte ich dadurch noch
kein Bild von dem eigenthümlichen, Pflanzen-geographischen Cha-
rakter des Landes; es kann ja ein anderes Land fast dieselben
Pflanzen auszuweisen haben. Ein Anderes ist es, wenn ich er-
fahre, auf welche Weise sie auf der Oberfläche ausgetheilt sind
hinsichtlich des Vorherrschens oder der Seltenheit der Spezicn
und Individuen, ihrer geselligen Verhältnisse, ihrer Standörter
u. dergl. Es wären also bei Beschreibung der Flora etwa fol-
gende Gesichtspunkte im Auge zu behalten: fürs Erste die Ver-
breitungsart der Pflanzen, *) wobei zu unterscheiden ist 1.
zwischen Wiesen- (Thal- und Bergwiesen-), Wald-, Sumpf-,
Wasserpflanzen, Acker- und Gartenunkräutern, Pflanzen auf
Schutthaufen, an Straßen, an Hecken und Zäunen u. s. w.; 2.
auf was für Boden sie wachsen, ob auf trockenem oder nassem,
auf Felsen oder im Humus, auf Kalk oder Sand u. s. w.; 3.
ob sie gesellig wachsen, Strecken von großer Ausdehnung über-
ziehen, oder einzeln. Fürs Andere kömmt in Betracht die Ver-
breitungssphäre, der Bezirk, in welchem sie vorkommen und
zwar 1. nach horizontalen Dimensionen, indem die Ost- und West-,
die Polar- und Aequatorial-Grenze des Vorkommens der Pflanzen
bezeichnet wird, 2. nach vertikaler Dimension, indem nach oben
und nach unten die Grenzen angegeben werden, bis zu welchen
eine Pflanze in den verschiedenen Gegenden ihrer Zone hinaus-
und herabsteigt. Aus der Angabe des Verbreitungsbezirks ergibt
sich dann auch von selbst die Temperatursphäre, voraus-
’) Wir reden vorerst nur von den wildwachsenden Pflanzen.