1. Bd. 1
- S. 23
1859 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): Jungen
und seine Bedeutung in der Zukunft.
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Millionen Menschen, die weite Region vom Ansgange des arabischen
Meerbusens bis zum japanischen Archipelagus wird ihre große Wich-
tigkeit für unser Europa stets behauptet!; sie ist aber auch heute schon
von nicht geringem Belang für das ihr gegenüberliegende Westamerika
und sieht sich dadurch, sammt der Südsee, aus vereinsamter
Ferne in die Mitte des Weltverkehrs gerückt. So wurde
sie gleichsam elektrisirt; sie kann ihre ungeheuere Prodnctenfülle leich-
ter abgeben. Das pacifische Gestadeland Asiens ist nun nicht mehr-
einseitig gestellt, sondern ein Nebenstück, eine Ergänzung
zum pacifischen Gestadelande des westlichen Contincntö,
und die Verbindung zwischen beiden wird vermittelt dirrch die Südsee.
Dieses Becken, als ein jetzt in hohem Grade actives Wasser, er-
scheint gleichsam als ein asiatisch-amerikanischer Golf, oder ein
Mittelmeer, ein mediterraneischer Ocean, und alle in demsel-
den zerstreuten Inselfluren empfinden commercielle Pulsschläge. Uebcr-
all in der Südsee hat das Dampfschiff seine Eroberungen gemacht; es
führt vom Nutkasunde bis zum südlichen Chile, von San Francisco
nach den Sandwich-Inseln, bald auch nach Schanghai und Japan; von
Panama nach Sydney, von Ningpo bis Singapore, und berührt viele
wichtige Häfen. Diese Fahrten und Linien.sollen demnächst allcsammt in
einander greifen. Und die Natur hat nn nördlichen wie im südlichen
Theile des stillen Weltmeeres zwei, ich möchte sagen Brückenpfeiler-
oder Halteplätze geschaffen, da wie dort paradiesische Eilande; die Gruppe
von Otaheiti und jene von Hawaii. Beide werden als fertig gegebene
Mittelpnncte des Verkehrs iinmcr wichtiger werden; nicht minder Au-
stralien, das gewisser Maßen einen Abschluß der hinterindischen Eiland-
fluren bildet. Dazu kommt Neuseeland, dessen große Zukunft schon
unser Georg Förster wahrschauete, als er mit Eook die Südsee befuhr.
Er schrieb 1787: „Für den alle Länder in sein Bereich ziehenden
Handel, welcher räumlich getrennte Weltthcilc verbindet, kann keine Lage
vortheilhastcr sein, als jene der schönen Inselgruppe in der Mitte zwi-
schen Afrika, Indien und Amerika. Man denke sich in Neuseeland
euren Staat mit Englands glücklicher Verfassung, und cs wird die
Königin der südlichen Welt." Zwei Jahre später erhielt das benachbarte
Australien seine ersten Ansiedler und Neuseeland hat sein Parlament.
Der friedliche Verkehr, die freundschaftliche Berührung und Aus-
gleichung der Interessen, welche derselbe im Gefolge hat, entwickelte sich
auch in der Südsee aus kleinen Anfängen und schritt langsam fort, bis
dann die Goldentdecknngen elektrisch wirkten. Nach jenen Entdeckern,
welche nicht nach Handelsvortheilen oder edlen Metallen trachteten, son-
dern ein höheres Ziel verfolgten, indem sie noch unerforschte Räume
zu erkunden und einen großen Theil des Erdballs gleichsam zu enthül-
len strebten, — nach ihnen, den Bahnbrechern, kamen der wagende
Kaufmann, der unverzagte Walfischjäger und der glau-
benseifrige Sendbote. Der Handelsmann legt vor dem Bewoh-
ner der Eilande Waaren ans, deren Zierlichkeit oder Verwendbarkeit