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1. Bd. 1 - S. 107

1859 - Köln : DuMont-Schauberg
29. Mittel-Griechenland (die eigentliche Hellas oder Livadicn). 107 Die fortgesetzten Bergketten des Pin dos, denen die Gebirge des Oeta begegnen, trennen Aetolien von Doris und den Ozotischen Lokrern. Doris, eine der kleinsten Provinzen von Hellas, war die Wiege tapferer Männer. Von dem Fuße des Oeta zogen diejenigen aus, die, von den Heraklidcn geführt, in den Peloponnes hinabstiegen, die alten Bewohner der südlichen Halbinsel verdrängten und die Be- herrscher von Lakonien, Messene und Argolis wurden. Von hier ging jenes Heer aus, das Athen bedrängte und das Selbstopfer des Kodros ver- anlaßte; von hier die Pslanzvölker, die ein neues Dorten ans den Kü- sten von Asien gründeten. In früheren Zeiten standen sie fast immer auf der Seite der Spartaner, ihrer Stammesgenossen; späterhin aber fielen sic der Uebermacht der Aetoler anheim. Die Lokrcr werden in der Geschichte von Hellas nur selten ge- nannt. Oestlich grenzte Phokis an Lokricn, das sich von dem nörd- lichen Oeta bis an den korinthischen Meerbusen herabzieht. In seiner ganzen Breite wird es durch den Kephissos durchströmt, berühmt durch den Schutz der Charitinnen, deren alter Tempel sich an seinen Ufern erhob. Seine Thäler waren fruchtbar an Oel und Wein; und die Ge- birge, die es von drei Seiten umgaben, hegten ein fleißiges Volk, daö sich durch Freiheitsliebe und Tapferkeit auszeichnete. In der westlichsten Gegend dieser Provinz erhebt sich der doppelte Gipfel des Parnasses, an dessen Fuße und von dessen steilen Klippen geschützt, Delphi mit seinen Tempeln ruhte: das gemeinsame und reichste Orakel aller Griechen. Hier hatte der fromme Glaube naher und ferner Gegenden die mannichfaltigsten Werke der Kunst vereinigt, in denen oft der Reichthum des Stosses mit der Schönheit der Form wetteiferte, so daß ganz Delphi einer Schatzkammer der Kunst glich, dergleichen die neue Welt nirgends zusammengekauft oder geraubt hat. Der Tempel selbst wird als ein Muster der Architektur gerühmt. In seinem inneren Heiligthume war der Schlund, über welchem der heilige Dreifuß stand, den die Pythia bestieg, wenn sie die begeisternden Dämpfe der Crdc in sich aufnahm. Nur zu gewissen Zeiten sprach der Gott. Dann kamen ans allen Gegenden von Hellas und Asien Ge- sandtschaften der Städte, die in feierlichen Zügen zu dem Tempel wall- fahrteten und mit Gesängen, Opfern und Tänzen die Gunst des Gottcö erflehten. Hier wurden die pythischen Spiele gefeiert, die mit den olympischen im Range wetteiferten und die Leibesübungen mit poetischen Wettstreiten paarten. Unsern von dem Tempel sprudelte ans dem Fel- sen die Quelle K a sta li a, ein heilig geachteter Bach, an welchem die Musen ihre Tänze feierten. Das ganze Gebirg schien von Göttern bewohnt. In der weiten koryzischen Grotte erhoben sich Altäre des Pan und des Bakchos, und in den Hainen umher wurden die Nymphen und die Götter der Wälder verehrt. Mit dem milderen Dienste der Binsen wechselte die ungestümere Feier der Mänaden ab, die hier, aus einem der Gipfel des Parnassos, den Tempel des Bakchos um- schwärmten.
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