1. Bd. 1
- S. 231
1859 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): Jungen
63. Der Aetna.
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bildet, der in einer trichterförmigen Verticfnng — Krater — endet,
dessen Mündnng ungefähr ein Drittheil bis eine halbe geographische
Meile im Umfang beträgt. Der Aetna zeigt nicht ein einziges Thal,
die große Vertiefung an der Ostseite, welche den Namen Valle di bue
führt, wird Don den Seiten eines alten, außerordentlich großen Kraters
gebildet.
Dagegen hat der Aetna mehrere Hundert kleine Krater, kegelförmige,
abgesonderte kleine Berge mit trichterförmigen Vertiefungen. Durch
diese haben die eingeschlossenen vulkanischen Dampfe sich im Laufe der Zeit
den Ausweg verschafft; aber obgleich verschiedene dieser Krater an und
für sich bedeutend sind, so sind sie doch im Verhältniß zur ganzen
Masse zu klein, um die Kegelform zu unterbrechen.
Der Boden ist überall vulkanisch, er besteht nämlich aus Lava,
vulkanischem Sand oder vulkanischer Asche, oder aus den ausgeworfenen
Steinmassen. Die Menge des Sandes und der Asche nimmt natürlich
in dem Verhältniß zu, wie man sich den Kratern nähert, und da diese
um so häufiger werden, je höher man kommt, so nimmt auch mit der
Höhe die Asche zu; der oberste Theil ist beinahe ganz von derselben
bedeckt.
Mit der Form des Berges und der Beschaffenheit des Bodens steht
die charakteristische Eigenschaft, daß nämlich der Aetna der Flüsse, Bäche
und Quellen entbehrt, in naher Verbindung. Das Regenwasser und
das, von den großen Schneelagen kommende Schneewasscr fließt an
den schrägen Seiten hinunter, ohne sich zu Flüssen anzusammeln, weil
es dort keine Thäler und auf dem obern Theil auch keinen Rasen gibt,
welcher sonst so wesentlich dazu beiträgt, das Wasser zu sammeln; die
lockere Asche und die harte Lava sind gleich ungeeignet, die Bildung
des Quellwassers zu fördern. Nur in den untersten Theilen des Berges
zeigen sich, obgleich sehr spärlich, Quellen, und am Fuße einzelne kleine
fließende Wasser. Die Bewohner sind, besonders in den höheren Thei-
len, ans Cisternenwasser beschränkt.
Die abgesonderte Lage und die zusammengedrängte Form machen
den Aetna besonders dazu geeignet, den großen Einfluß zu zeigen, welchen
die Höhe ans das Klima und dadurch mittelbar auf die Pflanzen hat.
An wenigen Stellen, vielleicht an keiner in Europa, sind die verschie-
denen Pflanzengürtel so in die Augen fallend und so gut begrenzt, wie
hier, und können so leicht mit einem Blick übersehen werden. Deßhalb
haben die Bewohner, ohne irgend einen Begriff von der Pflanzcn-Geo-
graphie zu haben, den Berg in drei sehr natürliche Gürtel eingetheilt,
in den angebauten Gürtel, den Waldgürtel und den nackten
Gürtel.
In dem angebauten Gürtel, welcher bis zu einer Höhe von
2500 Fuß geht, finden wir ausgedehnte Acckcr, wo man Weizen und
Gerste baut, jenen zur Nahrung der Menschen, diese zu Pferdefutter.
Noch ausgedehnter ist der Weinbau; der heiße, trockne Sommer und
der dunkle Erdboden machen diesen Gürtel besonders geeignet dazu. An