Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bd. 1 - S. 272

1859 - Köln : DuMont-Schauberg
272 Iii. Länder- und Völkerkunde. A. Europa. Vorfahren, als Zorn, Heimtücke und grenzenlose Rachsucht, nicht aber ihre Tugenden geerbt haben, findet man bei dem Murcianer Treue, außerordentliche Gastfreundschaft und zuvorkommende Gefälligkeit. Die Tracht der Labradoreö ist noch fast ganz die Maurische: weite, nicht bis zum Knie rcicheude, weiße Leinwand-Beinkleider, die hochrothe Leibbinde (Faja), in deren einem Ende Stahl, Stein, Schwamm, Tabak und Papier zum Aufertigen der Cigarillos, in deren anderem das Geld verwahrt wird, eine mit großen silbernen Hüngeknöpfcn geschmückte Weste, ein auf der Brust und am Kragen gesticktes Hemd, das tur- banartig um den Kopf gewundene Tuch und die aus Esparto oder auch Haus geflochtenen Sandalen bilden die ganze Bekleidung des mur- cianischen Bauern. Sonntags zieht er wohl noch weiße, baumwollene Gamaschen an, die vom Knöchel bis unters Knie reichen, setzt einen breitkrämpigen, niedrigen Hut auf und trägt eine über den Arm ge- hangene Jacke. Die Frauen kleiden Fich sehr bunt, tragen rothe oder grüne Röcke, die mit Streifen schwarzen Sammtes besetzt und mit unzäh- ligen Goldplüttchen geziert sind. Das Haupthaar ist in einen kunstvollen Zopf geflochten, der, weit nach oben hinausgesteckt, deu Kopf überragt. In den Ohren tragen sie lange hängende, mit bunten Steinen besetzte Ohrenglocken; den Kopf verhüllen sie mit der Mantilla, die sich bloß dadurch von der der vornehmen Frauen unterscheidet, daß an ihr die breiten, schönen Spitzen fehlen. Die Häuser der Labradores in der Vega sind wohl die einfachsten, die man sich denken kann, und werden bloß noch von den Höhlen der Zigeuner in Granada an Einfachheit überboten. Sie bestehen eigentlich bloß aus Rohr und Stroh. Im Sommer schlafen die männlichen Bewohner der Huerta gewöhnlich im Freien unter einem Feigenbäume, neben ihren Maulthieren, Schweinen und Ochsen (Kühe gibt es fast gar nicht), auf harter Erde, bloß in ihre wollene Decke (Manta) ge- wickelt. Die Häuser der Landleute stehen vereinzelt inmitten des ihnen anvertrauten Feldes und sind von Feigen- und Orangenbäumen um- geben. Die um das Haus herumliegeudeu Felder sind mit Maulbeer- bäumen um- und durchpflanzt, so daß das Getreide oder die anderen Früchte unter denselben wachsen. Am Rande der Felder, an den Häusern, an den die Vega durchkreuzenden Wegen stehen die Feigen- bäume, während die Orangen gewöhnlich in einer von einem Aloe- (Agave Americaua) oder Opuntia-Zaun umschlossenen Einfriedigung gezogen werden. Die Orangenbäume stehen dann so dicht beisammen, daß sie sich mit ihren Zweigen berühren, was jedoch ihrer Fruchtbar- keit durchaus keinen Eintrag thut; denn gerade in einem ganz dicht be- pflanzten Garten brach ich einen sehr dünnen Zweig mit siebzehn Stück Orangen ab. Anfangs März fangen an den Maulbeerbäumen die jungen Blätt- chen an, sich zu zeigen, und in Zeit von vierzehn Tagen sieht man unter der schon jetzt recht warm scheinenden Sonne Murcia's das Laub
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer