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1. Bd. 2 - S. 18

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
18 Iii. Länder- und Völkerkunde. A. Europa. wenig entbehren können wie ihren Arm, und das ihnen immer zur Seite im Gürtel steckt. Die Bukowina wird von Westen nach Osten von vier einander pa- rallelen Flüssen durchflossen, dem Pruth, dem Sereth, der Sutschawa und der Moldawa, durch die sie in eben so viele parallele große Thäler getheilt wird, und man kann das Land in Bezug auf seine physikalischen Grenzen am besten als das Land der oberen Quellcngebiete dieser vier Flüsse bezeichnen. Man könnte es die Schweiz der Moldau nennen, denn es ist im Gegensatze zu der übrigen flachen Moldau und Wala- chei, mit Ausnahme der Ebenen am Pruth, durchweg hügelig und ge- birgig; auch ist es das Paradies der Moldau, denn es ist überall rei- zend, hübsch, bewaldet und stark bebaut. Die Geschichte lehrt auch, daß es die Wiege der Moldau sei; denn nicht nur entspringt hier der Fluß Moldawa, der dem ganzen Lande den Namen gab, sondern es liegt in seinen Grenzen auch die ehemalige alte Hauptstadt der ganzen Moldau, „Sutschawa", von wo aus erst später die Residenz nach Jassy verlegt wurde und von welcher Stadt sich noch in diesem Augenblicke der moldauische Metropolit benennt. Die Fruchtbarkeit der Bukowina ist so groß, daß sie deßwegen bei allen Nachbarn berühmt ist. Die Galizier reden immer von ihr wie von einem gelobten Lande. Eigentliche Städte hat das Ländchen nur drei: Tschernowize, Se- reth und Sutschawa, also auf 60 Quadratmeilen nur eine Stadt, eben so drei Marktflecken; alles Uebrige sind bloße Dörfer und einzeln stehende Gehöfte. Von den drei Städten des Landes, Tschernowize, Sereth und Sutschawa, liegt jede in einem der drei Haupttheile des Landes, da wo dieselben ihren Gebirgscharakter verlieren und die Ebene beginnt, so Tschernowize am Pruth, Sereth am Sereth, Sutschawa an der Sutschawa. Die alte Residenz Sutschawa soll nach dem Fürsten Kantemir früher nicht weniger als 16,000 Häuser gehabt haben. Jetzt, nach dem Verfalle ihrer ehemaligen Macht, ist sie unbedeutend gewor- den, und die jetzige Hauptstadt Tschernowize ist die größte und volk- reichste Stadt des Landes; man gibt ihr nahe an 21,000 Einwohner. In der Stadt fanden wir ein fröhliches und bewegtes Leben, und so wenig sich das übrige Europa darum kümmern mag, so erfreut sich doch Tschernowize seiner guten Küchen, seiner guten Waaren, seiner- frohen Feste und eines großen Ruhmes weit und breit, und alle russi- schen Beamten ans Chotin, Kamenjez und dem benachbarten Bessarabien, wenn sie sich einmal gütlich thun wollen, suchen einen kurzen Urlaub zu erhalten und kommen auf ein paar Tage nach Tschernowize, trinken dort guten Ungarwein und kaufen ihren Frauen hübsche Wiener Waa- ren. Nirgends so schroff wie hier schien uns russisches und deutsches Wesen einander gegenüber zu stehen; die Stadt kam uns nicht anders als wie eine Vorstadt von Wien vor, freilich 150 Meilen von der Hauptstadt entfernt. Alle Läden waren mit guten Wiener Waaren
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