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1. Bd. 2 - S. 34

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
84 Iii, Länder- und Völkerkunde. A. Eurvpa. Cultur des Bodens. Sie hat Städte und Dörfer, zwar wenige und weit auseinander liegende, aber sie sind gemeiniglich groß und volkreich. An der großen Landstraße, oder vielmehr Gleisspur, zwischen Tokay und Debreczin, trifft man fast nur alle drei oder vier Stunden ein Dorf; aber in einigen Gegenden erfreut oft Tage lang keine solche willkommene Ansicht das Auge des müden Reisenden. An lebenden Wesen ist indessen hier kein Mangel; das beständige Summen der Insectcn, das Kreischen der Raubvögel und das Blöken des Viehes rief uns den ganzen Tag ins Gedächtniß, daß die Puszta keine Wüste sei. Zuweilen erblickt man große Viehheerden von meh- reren hundert Stück, die von Weitem wie eben so viele Regimenter Soldaten aussehen; denn sie sind, ich weiß nicht, ob zufällig oder absichtlich, in lange, lose, drei- oder vierfache Reihen geordnet, und in dieser Ord- nung weiden sie, indem sie sich langsam vorwärts bewegen. Wenn die Sonne ihre heißesten Strahlen auf die Erde niederströmt, so daß der Sand von der glühenden Hitze zu zittern scheint, dann ist es interessant, die armen Schafe zu beobachten und die Weise zu bemerken, wodurch die Natur sie lehrte, dem Mangel schattiger Wälder abzuhelfen. Die ganze Heerde hört auf zu weiden und sammelt sich in einem dicht ge- schlossenen Zirkel, wo jedes den Kopf in den von dem Körper seines Nachbars gebildeten Schatten hält; so schützen sie sich vor einer Ge- fahr, die sonst wohl üble Folgen für sie haben könnte. Heerden von 100 oder 200 Pferden sind keine ungewöhnliche Staffage dieser Landschaft. Weit entlegen von jedem betretenen Pfade oder Dorfe bemerkt der Reisende eine Menge zusammenliegender Gebäude, umschlossen vou einer dicken Lehm- oder Strohmauer mit einem bogenförmigen Thorwege, worin sich ein großer Hos befindet, umgeben von Ställen, Scheunen, Schafhürden und einer oder zwei Schäscrhütten. Hier werden Schaf- und Rindvieh überwintert, um sich das Einfahren von Winterfutter zu ersparen; und hier bleiben ihre Wächter oft ganze Winter hindurch, ohne mit einem andern menschlichen Wesen, als mit denen, welche ihren eigenen kleinen Haushalt bilden, ein Wort zu wechseln; denn der pfad- lose Schnee macht die Communication äußerst schwierig. Im Sommer ist das Leben des Schafhirten sogar noch einförmiger. Er bleibt oft mehrere Monate nacheinander weg, bis der Winter kommt und ihn nöthigt, ein Obdach zu suchen. Fast alle Bewohner der Ebene, ausgenommen einige wenige Colo- uisten, sind ächte Magyaren, und nichts sagt ihrer Neigung so zu, als das halb müßige, halb abenteuerliche Leben eines Iuhasz oder Puszta-Schäfers. Den Anzug desselben bilden weite leinene Hosen und ein kurzes Hemd, das kaum bis unter die Brust herabgeht und worüber er zuweilen eine bunt gestickte Weste oder Jacke trägt. Seine Füße sind durch lange Stiefeln oder Sandalen geschützt, und sein Kopf durch einen Hut von mehr als quäckerartigen Verhältnissen, unter wel- chem zwei breite Haarflechten herunterhängen. Der aufgekrämpte Rand
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