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1. Bd. 2 - S. 50

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
50 Ui Länder- und Völkerkunde. A. Europa. Gewerbe mehrere Classen unter ihnen gebildet. Ueberhaupt scheint es zwei Nacen non Zigeunern zu geben, indem die Einen durch krauses Wollhaar, wulstige Lippen und sehr dunkle Hautfarbe mehr den äthio- pischen Typus repräsentiren, während die Andern durch helleren Teint, glatte, glänzend schwarze Haare und ihre Gesichtszüge sich mehr dem kaukasischen Typus nähern. Die Zigeuner sind von unbesiegbarer Träg- heit, und daran sind von scher die Projecte zu ihrer Colouisirung und Civilisirung gescheitert. Die leichteste Weise, ihren Unterhalt zu gewin- nen, ist ihnen die liebste. Dabei herrscht eine gewisse Eitelkeit als Grundzug ihres Charakters vor, wie man besonders am weiblichen Ge- schlechte und an den Wohlhabender» unter ihnen beobachten kann. So verachtet sie sind, so können sie gewisse aristokratische Neigungen nicht verbergen. So z. B. bekennen sie sich stets zur Religion der Gnts- herrschaft und sind heute Katholiken, morgen Griechen, Protestanten u. s. w. Denn es schmeichelt ihrer Eitelkeit, wenigstens in Einem Punkte mit dem Herrn auf gleicher Stufe zu stehen. Obgleich zerlumpt und voll Ungeziefer, weisen sie mit einer Art von Selbstgefühl auf jene Stammesgenossen, welche sich Wohlstand erworben haben. Außerdem ist der Zigeuner sehr genügsam und hat eine unermüdliche Ausdauer in Ertragung von Beschwerlichkeiten und Entbehrungen. Ein leinenes Hemd und beim Manne noch eine Hose vom selben Stoffe sind fast die einzigen Kleidungsstücke, mit denen sie sich gegen die Gluth der Sommersonne, wie gegen die heftigste Winterkälte schützen. Selten kommt dazu noch ein zerlumpter Lappen, welcher als Mantel um die Schultern flattert. Die Zigeuner stehen immer unter einem Oberhaupte, welches der Gutsherr ans ihrem Stamme ernennt und zur Handhabung der Poli- ceigewalt verpflichtet. Das Gewerbe der Zigeuner wechselt nach Neigung und Geschick. Die Einen streichen Ziegel für Rechnung der Gutsherr- schaft, Andere sind Maurer, wieder Andere Huf- und Nagelschmiede. Man muß aber dabei an keinen großen Apparat denken. Neben der Straße ist ein Loch in die Erde gegraben, ein paar schief an einen Baumast gelehnte Bretter bilden das Dach. In der Mitte des Loches ist ein faustgroßes Stück Eisen als Ambos, dabei liegen einige Kohlen, ein Hammer und eine Zange, ein nacktes Kind regiert den Blasebalg — das ist die Werkstätle. Eine große Anzahl von Zigeunern beschäf- tigt sich mit der Goldwäsche. Mit einem Erlaubnißscheine versehen, kaun der Zigeuner dies Gewerbe im Lande treiben, wo er will. Er hat nur die Verpflichtung, jährlich wenigstens eine Pizete Goldstaub an den Aufseher abzuliefern. Es sind ungefähr 96 Gran bei einigem Fleiße in einigen Tagen zu gewinnen. Die niedrigste Classe bilden die Wanderzigeuncr. Sie zahlen keine Steuern, und werden von der Verwaltung eben so wenig gezählt, als das Ungeziefer in einem Hause. Ein Paar Schweine, ein struppiger Hund, eine dürre Mähre, welche das Zelt trägt, oder den Karren zieht, — das ist der ganze Hausrath dieser Nomaden. Sie schnitzen
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