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1. Bd. 2 - S. 238

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
238 Iii. Länder- und Bölkcrkunde. A. Europa. wer noch sehr groß, die aus Fichten, Kiefern und Birkenhölzern be- stehen, während andere Baumarten nur sporadisch erscheinen. Aber schon unterm 66. Grad hört der Baumwuchs völlig ans, und nur bis zum 62. Grad vermögen noch Eichen, Eschen, Buchen, Linden und Weiden auszudauern. In botanischer Hinsicht zeigt weder die Flora noch das Pflanzenreich überhaupt viele Mannichfaltigkeit und kräftige Ausbildung, denn überall wird der Druck des Klima's bemerklich. Dieses Klima, ein rauhes und dem 55. bis 69.o angemessenes, ist nach Maßgabe dieser Breitengrade, der höheren Lage ans den Gebirgen und Hochplateaux oder an den niedrigen Meeresküsten natürlich von äußerst verschiedener Beschaffenheit. Während das Maximum der Wintertemperatur dieses Landes schon unter dem 60. o öfter eine Kälte bis zu 34 o ß. bringt, herrscht dagegen im Sommer zuweilen eine Hitze üon + 33°ß. im Schatten, und zu allen Zeiten sind plötzliche, sehr große Temperatur-Differenzen etwas ganz Gewöhnliches. Wegen der trockenen Ostwinde, welche vorherrschen, hat Schweden im Allgemeinen viel strengere Winter und weniger Regen im Sommer, als das an- grenzende Norwegen. Schon unter dem 64. o treten bereits Mitte August wieder die ersten Frostnächte ein, und noch weiter nördlich ist das Land acht Monate lang durch Schnee überdeckt. Während Süd- schweden mit Nord-Deutschland ein gleiches Klima besitzt, sogar Wall- nuß, Maulbeer, veredelte Obstbäume, alle Cerealien und Gemüse-Arten ganz gut gedeihen, können bis zum 63.° kaum Roggen,. Erbsen, Boh- nen und Kohl, unterm 64.° nur noch Gerste, Kartoffeln und Rüben, endlich unter dem 65.° allein Hafer und lediglich in sehr geschützten Gärten einige dürftige Gemüsearten erbaut werden. Als Ersatz uiinmt indeß gegen Norden die Ausbildung aller Pflanzen in gleich schneller Progression zu, wie die Sommer sich verkürzen, so daß schon unter dem 60. ° in drei Wochen nach Befreiung der Felder vom Schnee das Getreide mit entwickelten Achren erscheint. Inzwischen beträgt unter solchen klimatischen und topischen Hindernissen das bebaute Land doch nur den achtundvierzigstcn Theil der gesammten Bodenfläche von Schwe- den, außer dem etwa noch einmal so großen Areal, welches als Wiesen und Weideland benutzt wird. Im Hinblick auf diese rauhe Beschaffen- heit des Klima's können Ansprüche au nordische Naturreize nicht hoch gesteigert, deshalb aber um so mehr die Wahrscheinlichkeiten vorhanden sein, daß durch die originell plastische Physiognomie des Landes diese geringen Erwartungen übcrtroffen werden. Niemals darf zwar jene äußere Naturgestaltung mit dem überwältigenden Zauber des Südens sich zu entfalten hoffen, wohl aber in der anspruchslosen, ruhigen Schön- heit aufzutreten vermögen, welche in ernster Größe und wildromantischer Mannichfaltigkeit auf dem eigenthümlichen Typus Skandinaviens ruhet, wie dieser vorzugsweise in den Provinzen Dalarue, Medelpad und Angermanland ausgebildet ist. In diesen Gebirgsgegenden, so wie auf andere Art auch an den Ufern der vielen Landseen und rauschenden Ströme zeigen die schwedischen Landschaften keine geringen Naturreize,
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