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1. Bd. 2 - S. 266

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
2gíí Ui Länder- und Ssoíleríunbe. A. Europa. von Sämischleder, mit einem Saum von rothem Tuch. Die Nähte sind gleichfalls mit rothem Tuche übernaht und Epauletten von dem- selben schimmernden Zeuge schmücken die Schultern. Ueber die Augen und das ganze Gesicht hängt ein Tuchlappen herab, denn nicht mit dem Auge, sondern mit seinem inneren Blick dringt der Tadibe in die Geisterwelt. Sein Kopf ist unbedeckt, nur ein schmaler rother Tuch- streifen um den Nacken und ein anderer über den Scheitel dienen zur Befestigung des erwähnten Lappens. An der Brust prangt eine polirte Eifenplatte. Solchergestalt ausgeschmückt ergreift nun der Schamane die furchtbare Zaubertrommel, deren mächtige Töne die Geister ans ihrem müßigen Schlafe erwecken. Ihre Form ist rund, ihre Größe ist verschieden bei den verschiedenen Tadiben. Die Trommel hat nur einen Boden von durchsichtigem Rennthierfell, und ist je nach den Dermögensumständen des Tadiben mehr oder weniger mit Messingrin- gen, mit Zinn und anderin Schmuck verziert. Bei der Ceremonie des Beschwörens wird gewöhnlich der Zauberer von einem in der magischen Kunst weniger eingeweihten Jünger unter- stützt. Sie lassen sich entweder nieder oder gehen im Kreise nmher. Der vornehmste rührt die Trommel, Anfangs leise, dann heftiger und schneller, und singt dazu einige Worte in einer mystischen, schrecklichen Melodie. Der Jünger stimmt sogleich mit ein und beide wiederholen singend und jede Silbe unendlich ausdehnend, dieselben Worte. Nun fliegen schon die Geister herbei und die Unterredung beginnt; der bessere Tadibe verstummt von Zeit zu Zeit, wahrscheinlich den Antworten der Unsichtbaren lauschend, und rührt nur noch schwach die Trommel. Un- terdcß fährt jedoch der Gehülfe fort wiederholt zu fingen, was der Meister zuletzt gesagt hat. Endlich geht das stumme Gespräch zu Ende und der Gesang verwandelt sich nun in ein wildes, thierisches Geheul; die Trommel droht unter den furchtbaren Schlägen zu platzen; wahn- sinnig flammt das Auge des Schamanen, Schaum tritt ihm vor den Mund — der entsetzliche Lärm bricht plötzlich ab — und der Orakel- spruch ertönt. Glicht nur mit ein verlorenes Rennthier wieder zu finden, um eine Seuche von der Heerde abzuwehren, oder um sich einen glücklichen Fang von den Geistern zu erbitten, wird der Zauberer befragt, auch in der Krankheit kennt der nordische Heide keine andere Hülfe, als die seines Schamanen. Es handelt sich nur darum, zu erforschen, ob die Krankheit vom höchsten Gotte oder von bösen Menschen komme, und nur in letzterem Fall werden die Geister gerufen; denn wer vermöchte etwas gegen den Willen des mächtigen Iilibeambaertje? Die Hülfe der Tadebtsios besteht aber darin, daß derjenige, der die Krankheit „ange- than" hat, nun selbst gar jämmerlich erkrankt. Man sieht, daß der.tadibe eben keines großen Aufwands ärztlicher Kenntnisse bedarf, du die dienstbaren Geister die Sorge für den Kran- ken übernehmen. Er trommelt sie herbei und das ist Alles. Das einzige Heilmittel, welches er außerdem noch anwendet, besteht allenfalls
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