1. Bd. 2
- S. 427
1860 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): Jungen
271. Die Hindus.
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staben zum Ausdruck der Zahlen bedienten, wodurch die Berechnung
jedenfalls schwerfällig und mühsam wurde, da kannten die alten Indier
schon den Gebrauch von Ziffern, d. h. besondern Zahlzeichen, die —
freilich noch nicht so ausgebildete Formen als jetzt — durch die Mau-
ren von Spanien ans auch zu uns kamen, und daher mit Unrecht
„arabische" Ziffern genannt werden. Jene früher erwähnten Baboos
sind in der Regel eben so sichere Rechner als gewandte und schnelle
Schreiber, und selbst der gemeine Hindu löst kleine Rechen-Aufgaben
ohne Schwierigkeit, schnell und fehlerfrei.
Die Hindus unterscheiden 4 Hauptkasten: Brahminen, Kschatri-
jas, Bast-jas und Sudras, von welchen jede verschiedene Neben- oder
Zweigkasten hat.
Wie die „Wedas" ans der Nase, so entsprangen die Brahminen
selbst dem Munde Brahma's — ein untrügliches Zeichen ihrer geheiligten,
erlauchten Abkunft! Sic bilden die Priesterkaste.
Die Kschatrijas gingen ans dem Arme, die Vaiejas aus den
Schenkeln, und die Sndras aus den Füßen des Gottes hervor. Zu
ersteren gehören Könige, Statthalter, Krieger; zu den Veiyjas die Acker-
bauer und die Handel- und Gewerbetreibenden, und zu den letzteren,
den Sndras, alle noch niedrigeren Unterlasten, die Knechte der andern.
Unter diesen 4 Kasten steht noch die zahlreiche Klasse der Pa-
rias, der „Auswurf der Menschheit, die Menschen der Schande und
Erniedrigung" nach Hindubegriffen, mit denen keiner der übrigen zu
schaffen haben will, deren bloße Berührung schon einen Kastenbrnch zur
Folge hat.
Brahma, der große Vater, der Herr der Geschöpfe, der „Schöpfer",
wird als ein Mann mit 4 Köpfen und Armen, auf einem Schwane
reitend, dargestellt. In einer Hand hält er einen Theil der heiligen
Gesetzbücher, in der andern ein Gefäß mit Wasser, die dritte ist schützend
aufgehoben, und die vierte gebend ausgestreckt.
Wifchnn wird als ein blauer Mann, auf einem Fische reitend,
dargestellt. Er hält in seinen 4 Händen eine Keule, eine Muschel,
ein Schwert und eine Wasserlilie. Er wird als der „Erhalter" des
Weltalls verehrt. Seine Anhänger und Verehrer werden Wischnuwi-
ten genannt.
Shiwa, der „Zerstörer" der Menschheit, erscheint als ein silber-
farbiger Mann mit 5 Köpfen und 8 Händen. Er hat ein drittes
viereckiges Auge auf der Stirn, Schlangen in den Ohren und ein
Halsband von Schädeln. Am Ende jeder der 4 Aoogas ertränkt und
gestaltet er von Neuem die Erde, wcßhalb er auch „Wiedergestalter,
Wiedererzeuger" genannt wird. Seine Verehrer sind die Shiwiten.
Diese drei haben 330 Millionen anderer Gottheiten erzeugt, von
welchen viele in kaum geringerer Verehrung stehen als die Schöpfer
selbst.