1. Bd. 2
- S. 445
1860 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): Jungen
278. Ceylon.
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Wie Ceylon durch seine geographische Lage für den Handel sehr
günstig gelegen, durch sein Klima ein gesunder und schöner Wohnort
für die Menschen ist, so erscheint cs höchst begünstigt durch die Schätze,
mit welchen die Natur es bereichert hat. Das Meer nährt die ge-
schätzten Perlenaustern und Seemuscheln und lagert daö schönste Salz
an den Ufern ab; die Berge sind reich an Eisen, an andern Metallen
nicht, und die Insel erfreut sich des Glückes, daß der geglaubte Reich-
thum an Gold sich bis jetzt nicht bewährt hat. Die Menge und Man-
nichfaltigkeit der edeln Steine hat nirgends ihres Gleichen.
Das Pflanzenreich bildet aber Ceylons Hauptreichthum; nirgends
zeigt sich die üppig wuchernde Fülle des tropischen Wachsthums reicher
entfaltet; es ist die Palmen- und Gewürz-Insel vor allen, die dazu
zugleich den größten Reichthum nährender Gewächse darbietet. Der
Reis bildet hier, wie in Indien, das Hauptnahrungsmittel des Bolks
und wurde in den Niederungen in hinreichender Menge erzeugt, so lange
die erforderlichen Bewässerungswerke noch bestanden. Zu den eigen-
thümlichen Bodemrzcugnissen des nahe liegenden Festlandes treten eigen-
thümliche der Insel hinzu. Sie hat, wie es im Dekhan vorkommt,
drei Aussaaten und Aernten im Jahre. Beinahe das ganze Innere ist
ein großer tropischer Wald; neben Riesenbäumen nutzbaren Holzes
blühen andere, welche nahrhafte und gewürzreiche Früchte tragen, der
Südwcstsaum der Insel ist ein Hain von Kokos- und andern Palmen,
von Brotfruchtbäumen und den noch nahrungsreichern G'akbäumen; auf
der Ostküste vertritt ihre Stelle die Talapatra- oder fächerblättrige Palme.
Daneben sind die Bananen und die indischen Feigenbäume allgemein
verbreitet; dazu die große Menge europäischer und tropischer Obstbüume;
neben der Baumwollenstaude wächst der Baumwollenbaum zur Größe
eines mächtigen Waldbaumes empor. Zum Zuckerrohr, der Pfesferrebc,
den Kardamomen, dem Arekanußbaume, tritt der Kaffeebaum als wild-
wachsender, aber ob ursprünglich hier einheimischer, ist zweifelhaft; der
echte Zimmtbaum war bis vor wenigen Jahren ausschließlich ein cin-
galesisches Gewächs und ist dort einheimisch.
Nicht geringer ist der Ueberfluß an brauchbaren Waldbüumen: der
Tckbaum und andere, von denen mehrere lange unbekannt waren und
einige es noch sind, die zum Schiffsbaue und allen Holzarbeiten treff-
liches Material liefern; auch schöne Farbholzbäume fehlen nicht.
An Wild ist die Insel nicht weniger reich, noch das Meer an Fi-
schen; doch sind hier keine eigenthümlichen Thiere; dagegen sind die
Elephanten zahlreich im Südwesttheile der Insel und sehr geschätzt, weil
sie, obwohl nicht die größten, die kräftigsten und gelehrigsten ihres Ge-
schlechts sind. Ihre Jagd war hier den Alten schon bekannt.
So bildet diese Insel gleichsam die Krone der indischen Lande, die
goldene Kugel, welche der Pyramide der ganzen Halbinsel aufgesetzt ist,
den höchsten Gipfel der Entfaltung indischer Natur. So begabt und
so nahe bei Indien gelegen, mußte sie frühe den Indern ein Gegen-
stand der Anziehung werden; eine der ältesten Heldendichtungen läßt