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1. Bd. 2 - S. 454

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
454 Iii. Länder- und Völkerkunde. B. Asien. bis auf den heutigen Tag verfangen; sie waren und sind deßhalb ein Spielball der benachbarten Staaten, und wurden, wenn auch gewöhn- lich bloß auf kurze Zeit, immerdar die Beute eines jeden fremden Er- oberers. An Muth, Mannheit und Kraft fehlt es keineswegs; denn Leute, welche in einer bergigen und hohen, an Wasser armen Gegend leben und starke Abwechselung der Jahreszeiten erleiden, sind, wie schon der scharfsinnige Naturforscher Hippokrates bemerkt, große, arbeitsame und sehr tapfere Menschen. Zugleich haben sie gewöhnlich wilde und rauhe Sitten. Afghanistan ward aber deßhalb so leicht vom Feinde überzogen, weil das Volk einer bindenden Gewalt ermangelt, und das innere Land nicht, wie der Kaukasus, durch Querthäler und unermeß- liche Klüfte versperrt ist, sondern allenthalben einen freien Eintritt ge- stattet zu den in die Länge sich ziehenden, von üppigem Graswuchs be- deckten und von herrlichen Fruchtbäumen aller Klimate beschatteten Haupt- und Nebenthälern. Nur durch kurze Strecken geschieden, blühen hier die Früchte des Südens und des Nordens nebeneinander. Berühmt sind namentlich die Trauben von Kabul und Ghasnah. Es werden an 40 Gattungen aufgeführt, deren verschiedene Weine die erfahrenen Trinker an dem eigenthümlichen Bouquet zu unterscheiden vermögen. Steigt man von Afghanistan herab gegen den Indus, dann ist plötz- lich Alles verändert; die Lust wird wärmer, Gräser und Bäume sind verschieden; die wilden Thiere sind anderer Art und die Federn der Vögel verschiedener Farbe. Eben solche Verschiedenheit zeigen die Sit- ten und die Lebensweise der Bewohner. Man ist im Reiche der Brah- manen. Sind auch die Länder Afghanistans und Beludschistans in vielen ihrer Gaue mit mannichfachen Producten zum eigenen Bedarf gesegnet, so bieten sie doch wenig natürliche oder künstliche Erzeugnisse dar zum Austausche für fremde Waare. Dagegen zogen sich theils über Peschawer und Kabul, theils über Kandahar und Ghasnah nach Herat, theils auch in andern Richtungen, Jahrtausende lang die Königs- straßen des Handelsverkehrs zwischen dem Morgen- und Abendlande und gossen eine Fülle des Reichthums aus über seine vorzüglichsten Stapelplätze. Kabul namentlich war der Sammelplatz, wo die gesel- ligen Züge der Kaufleute aus den verschiedensten Gegenden Asiens sich vereinigten. Alle Karawanen aus Ferghana, Turkestan, Samarkand, Bochara, Hissar und Badakschan treffen in Kabul zusammen; jene aus Khorasan gehen nach Kandahar, welches ein sehr vortheilhafter Platz ist für Luxusartikel. In Kabul kommen jährlich 7-, 8-—10,000 Pferde an; einzig aus Hindostán werden jährlich 15-—20,000 Stücke Zeug dahingebracht. Andere Handelsartikel aus diesem Lande sind Sclaven, weiße Zeuge, gereinigter und gewöhnlicher Zucker, Gewürze und Spe- cereien. Man findet überdies alle Erzeugnisse aus ganz Khorasan, Rum, Irak und China in den Bazars zu Kabul, welches der Haupt- stapelplatz Hindostans ist, ausgestellt. An die Kaufherren schlossen sich die Sendboten der verschiedensten Culturen und Glanbenssysteme Asiens und Europa's, welche bei den
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