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1. Bd. 2 - S. 468

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
468 Iii. Länder- und Völkerkunde. 8. Asien. daß Kurden in den überfallenen Dörfern den Leuten alles Gute und Brauchbare, selbst das Hemd vom Leibe weggenommen, ihnen dafür aber ihre eigenen schlechteren Kleider als Geschenk zurückgelassen haben. Auch geben sie nicht selten den Aermsten in den geplünderten Dörfern einige Lebensmittel zurück, um sie vor dem Hungertod zu bewahren. In der Kühnheit des Stehlcns werden die Kurden vielleicht nur von den L-ions und Huronen Amcrika's übertroffen. Die Geschicklichkeit, mit der sie unserer Karawane im Augenblicke des Lagerns mehrere be- packte Pferde entführt hatten, und die Schnelligkeit, mit der sie dann noch den verfolgenden Armeniern Pferde, Turban, Hemd und Hosen abgenommen, war unvergleichlich. Dagegen wollen^ sich die Kurden durchaus nicht mit der Contrebande befassen, welche an der russischen Grenze gegen Persien und die Türkei so schwunghaft betrieben wird und für gewandte Schmuggler so einträglich ist. Da Niemand besser als der Kurde die Gebirgswege kennt, Niemand es ihm im Steigen und Schleichen zuvorthut, so wäre ihm ein leichter und sicherer Erwerb durch das Schmuggeln geboten. Aber diese Art von Gaunerei und List ist ihm zu modern. Selbst gegen gute Bezahlung will er von den armenischen Händlern sich nicht für die Contrebande gewinnen lassen, da sie nicht zu den alten Gewohnheiten seines Stammes gehört. Die Tracht der Kurden ist nach den Gegenden, welche sie bewoh- nen, fast eben so abweichend, wie ihre Physiognomie. Die hohe, gelbe Filzmütze ist nicht überall ihr Kopfschmuck. Im türkischen und russi- schen Armenien tragen sie häufig Turbane. Lebhafte, bunte, schreiende Farben lieben sie alle, Männer wie Frauen. In den südlichen Gauen des eigentlichen Kurdistan trägt der gemeine Mann einen weiten Kaftan, Antari genannt, gewöhnlich braun und weiß, darunter ein engeres Ge- wand im türkischen Schnitt mit einem ledernen Gürtel, welchen Metall- platten zieren. In den nordwestlichen Gegenden nähert sich die Tracht der tatarischen, in den Gebirgslandschaften am unteren Tigris der ara- bischen. Sehr verschieden ist auch die Bewaffnung. Die Feuergewchre sind überaus schlecht, meist Luntenflinten. Dagegen trägt im türkischen Armenien und im persischen Kurdistan der kurdische Reiter eine sehr lange Bambuslanze, gewöhnlich mit einem Büschel von schwarzen Roß- haaren oder Wolle oben geziert. Viele tragen auch krumme Säbel und lange, breite, zweischneidige Dolche, Kandschar genannt. Der Häupt- ling besitzt gewöhnlich auch Pistolen. Das Schießpulver wird von den Kurden Derman genannt, was so viel als „wirksame Medicin" bedeutet. Die Kurden theilen mit anderen wilden und barbarischen Gebirgs- bewohnern des Orients, besonders mit den Kaukasiern, fast alle guten und die meisten schlechten Eigenschaften. Sie sind wie die Tscherkessen und die alten Germanen kraftvoll, tapfer, freiheitliebend, gastfrei; auch bis zu einem gewissen Grade worttren, lieben Krieg, Raub, Jagd und Müßiggang, huldigen in fast gleichem Grade wie die Bewohner des kolchischen Hochlandes der gräßlichen Sitte der Blutrache, leben wie sie in wilder Stammesanarchie, fechten auch für Sold. Stolz und rittcr-
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