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1. Bd. 2 - S. 514

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
514 Iii. Länder- und Völkerkunde. B. Asien. das Gebirge. Bom Kloster Mar Seman sah Richter*) ostwärts hinauf über grüne Berge den überragenden beschneiten Gipfel des Libanon, abendwärts hinab nach Beyrut und über das weite Meer. Silberpap- peln, Platanen, lombardische Pappeln, Eichen und Akazien, ja, selbst die dürren Felsblöcke sah er von Reben umrankt, deren Wein schon Hosea erwähnt. Der Reichthum des Libanon an Pflanzen ist überhaupt so groß, daß Ehrenberg und Hemprich in zwei Monaten 1140 Species sammelten. Nahe dem höchsten Rücken des Gebirgs, unweit der Straße von Baalbcck nach Tripoli beim Dorfe Bschirrai, ist der altberühmte Cedern- wald. Dieser erhebt sich auf einem steinigen Hügel und besteht ans 300 bis 400 Stämmen, theils den Resten eines Waldes, der wahr- scheinlich einst das ganze Thal erfüllte, theils den jüngsten Nachkommen der greisen Eltern, die in ihrer Mitte stehen. Die meisten sind in einem Alter von ein paar hundert Jahren, mehrere mögen 400 bis 800 Jahre zählen, und zehn sind ganz alte, unter denen sich wieder sieben theils durch ihre besondere Größe, theils durch ihr auffallend altes Ansehen auszeichnen. Dieses Alter wird sehr verschieden geschätzt; von einer genauen Altersbestimmung kann aber bei Stämmen keine Rede sein, die zum Theil nur noch aus einem Stück Rinde bestehen, welches durch seine Lebenskraft den ganzen Baum erhält. Daß diese Stämme ein paar Jahrtausende zählen, möchte auch ich wohl annehmen, beson- ders wenn ich ihre Größe, ihre Dicke, den steinigen Boden, auf dem, und die hohe, windige Lage, in der sie gedeihen, berücksichtige. Schön sind diese Nestore der Pflanzenwelt eben nicht, aber ehrwürdig sind sie in hohem Grade. Man sieht in den Wäldern am Taurus viele gera- dere und überhaupt schönere Cedern, während die am Libanon ein mehr krüppelhaftes Aussehen haben. Die Höhe dieser alten Cedern des Li- banon ist nicht bedeutend und dürfte 50 Fuß wohl kaum übersteigen. Die alten Bäume, deren Stämme kaum mehr aus etwas Anderem als aus der bloßen Rinde bestanden, grünten nicht nur recht frisch und üppig, als Russeggcr sie sah, sondern standen sogar in voller Blüthe, ein wahrhaft schönes Bild eines jugendlichen Greises, und ein Beweis, daß diese Cedern vielleicht noch manches Jahrhundert durchleben können, bevor sie, wenn man ihre Ruhe nicht stört, der Zeit zum Opfer fallen. Von den Cedern aber sieht man über die niedern Vorberge frei auf's Meer hinaus, und ans der Küstenfahrt zwischen Tripolis und Dschebeli muß man sie auch vom Meere ans als einen schwarzen Fleck am kah- len und fahlen Gehänge des Mackmel, unterhalb seiner höchsten Spitze, wahrnehmen können. Das herrschende Gestein des Libanon ist Jura-Kalkstein; zunächst finden sich zur Kreideformation gehörige und jüngere tertiäre Bildungen, welche auf 3000 Fuß Höhe Fisch-Versteinerungen enthalten. Aus Jura- Kalkstein ist der große Sonnentempel von Baalbeck erbaut. Auch Sa- *) Wallfahrten im Margcnlande von O. F. v. Richter. 1823.
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