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1. Bd. 2 - S. 533

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
307. Der Kaukasus. 533 gen Marmorsäulen und die schönen halberhabenen Arbeiten ihres Hanpt- einganges und Vorhofes betrachten; ihr Inneres, das als eine der Hauptmoschecn der Stadt im Dienste des Islam steht, durften wir nicht betreten. Hier in der Nähe sind auch die Gebäude und Zellen einer türkischen Hochschule. Dieser arme, gespenstische Schatten, dieses Zerrbild einer Schule der Weisheit an solchem Orte macht einen schmerzlichen Eindruck. Ja, Rhodus ist freilich vormals in anderem Maße eine Schule der Kunst und der Weisheit gewesen: in den Zeiten des Chares und Lachcs aus Lindos, der Bildner des großen Sonnen- kolosses, so wie des Bryapes, des Meisters der anderen kolossalen Sta- tuen, eine Schule der Scnlptnr; zu Protogcnes' Zeiten der Malerei; in den Tagen der römischen Republik eine Schule der Redekunst und Staatswcisheit, deren Lehren Cato, Cicero, Cäsar und Pompejns hier vernahmen, nachmals eine Schule der ritterlich christlichen Tapfer- keit und Kunst der Waffen, jetzt aber erscheint das ritterliche Rhodus wie ein ans der Todteubahre liegender Held, der in der Blüthe seiner Jahre, ohne vorangegangene Krankheit, Plötzlich den Tod des Schlacht- feldes starb und dessen Leichnam noch uncntstellt den Ausdruck der männlichen Stärke und Schönheit sich erhielt. Einen besonders impo- santen Eindruck aufs Auge macht der Anblick der hohen Mauern und Gräben der Stadt von der Westseite derselben, und zugleich ist auch hier die Aussicht nach den benachbarten Anhöhen von St. Stephan und hinabwärts nach der Küste ungemein reich und ergötzlich. Dort, in einer der Felsenhöhlen, soll der „Drache" seinen Aufenthalt gehabt haben, welcher den Stoff zu Schiller's bekannter Romanze bildet; an dem Thore der Landseite, zu welchem wir da herauskamen, war auch, nach Thevenot's Bericht*), zuerst der Kopf des Ungeheuers aufgehängt gewesen, ehe die Türken ihn zu dem Thor am Hafen hinbrachten. Aber durch eben dieses Thor, das den Sieg der ritterlichen Tapferkeit be- zengte, drang dann später ein furchtbareres Ungeheuer hinein in die lltadt, als jenes gewesen, das der edle Provence erschlug; hier zog zuerst das wüthende Heer der Türken ein und verwandelte den Wohnsitz der Ritter selber in eine Höhle des Lindwurms. 307. Der Laukasus. (Nach Friede. Badenstedt, die Völker des Kaukasus.) Von den Ländern der Ostküste des Pontus zieht sich die große Kette des Kaukasus — aus zwei Meere hinabschauend und zwei Wclttheile von einander trennend — in südöstlicher Richtung bis zu der in schna- belförmiger Biegung spitz iin kaspischen Meere anslaufenden Halbinsel *) Thevenot, Relation d’un voyage fait au Levant. Paris 1665, p. 223.
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