1. Bd. 2
- S. 590
1860 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Iii. Länder- und Völkerkunde. 6. Afrika.
derselben Wurzel gleich bei Auffindung der Betschuanen im Beginn
dieses Jahrhunderts außer Zweifel gesetzt werden konnte. Die Haut-
farbe der Betschuanen ist meist ein reines Braun, dem Kaffeebraun am
ähnlichsten, mitunter in ein lichteres Rothbraun oder in ein schwärzli-
cheres Braun übergehend; ihr Wuchs schlank und ebenmäßig, aber, mit
Ausnahme einzelner Individuen, selten so hoch und kräftig und am
Allerwenigsten so athletisch, als bei den Kaffern; ihr Gesichtsschnitt ist
nicht völlig der der Reger, doch mit starken Annäherungen an denselben,
indem ihr Gesicht breit, ihre Rase flach, die Lippen groß und aufge-
worfen sind. Niemals aber liegt in ihrem Gesicht der kühne und oft
wilde Ausdruck, welcher den Gesichtsformen der Kaffern so gewöhnlich ist.
Gleich den Letzteren haben die sämmtlichen Betschuanen das kurze, krause
Wollenhaar der Neger. In der Entwickelung der geistigen Fähigkeiten
stehen die Betschuanen den Kaffern nach, auch sind sie lange nicht so
energisch und kriegerisch, vielmehr von heiterem, mildem und harmlosem
Charakter, so daß ihre Fehden, obwohl sie fast beständig in dergleichen
mit ihren Nachbarn um den Besitz von Heerdcn und die Benutzung
von Weidestellen und Quellen verwickelt sind, niemals einen sehr blu-
tigen Ausgang nehmen. Bei der Weichheit und selbst Verweichlichung
des Charakters der Betschuanen, so wie bei der Unvollkommenheit ihrer
Waffen, die in leichten Speeren und kurzen Schilden, höchst selten und
nur bei den südlichsten Betschuanen ans den von ihren unmittelbaren
Nachbarn, den Buschmann-Hottentotten, entlehnten Bogen und vergifte-
ten Pfeilen bestehen, unterlagen die Betschuanen in ihren Kriegen den
auswärtigen Feinden fast stets, so daß die Hottentottcnstämme und be-
sonders die Korana, von Kaffern aber die Zonlah immer weiter in das
Betschuanengcbiet eingedrungen sind, ja, daß im Laufe dieses Jahrhun-
derts alle politischen und socialen Verhältnisse des großen Betschuanen-
volkes bis weit über den südlichen Wendekreis hinaus durch die Zonlah
umgestaltet wurden, indem die letzteren einen großen Theil der Stämme
ans ihren Wohnsitzen verjagten und zur Uebersiedelung in entfernte
Gegenden, wo sie vor ihren Verfolgern sicher waren, oder zur Flucht
in die dichten Waldungen, und in die unwegsamen Gebirge ihres Landes
zwangen, zahlreiche Stämme aber so vollkommen aufrieben, daß mau
im Norden des Vaal-Rivier viele Tage lang durch die fruchtbarsten
Grasebencu reisen kann, ohne etwas Anderes anzutreffen,. als Haufen
gebleichter Knochen nebst Resten zerstörter Wohnungen, und ohne eine
menschliche Seele zu sehen, und daß überhaupt jetzt nur Thiere in groß-
ßen Strecken die Stelle einer einst glücklichen und friedlichen Bevölkerung
einnehmen. Bei aller Sanftmuth ihres Charakters haben jedoch die
Betschuanen einen offenen Sinn, Liebe zur Unabhängigkeit und ein
würdiges Auftreten, verbunden mit Fleiß und bei einigen Stämmen
sogar mit einer sehr ausgebildeten Industrie. Besonders im Fleiß
übertreffen die meisten Betschuanen die Kaffern bei Weitem, so wie sie
dieselben auch meist durch eine größere Geschicklichkeit in Handarbeiten
und in dem vollkommeneren Ausbau ihrer Häuser überragen, ja,