Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bd. 2 - S. 700

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
700 Iii. Länder- und Völkerkunde. E. Australien. Hnnderttauscnde von Ansiedlern ans Großbritannien und Irland hatten dort eine neue Heimat gefunden, deutsche Colonisten folgten und ließen sich vorzugsweise in Adelaide nieder, die Hafenplätze steigerten ihren Handelsverkehr in demselben Maße, in welchem die Einwanderung zu- nahm und die inneren Hnlfsquellen entwickelt wurden. Vor noch nicht fiebenzig Jahren wurde da, wo nun Sydney steht, zum ersten Mal eine englische Flagge aufgezogen und der Grund zu einer „Verbrccher- Colonie" gelegt, ans welcher seitdem blühende Gemeinwesen erwachsen sind. Heute zählen die verschiedenen australischen Provinzen an nenn- malhundcrttausend Einwohner. Ans einem „Diebsstaate" erwuchs eine Hirten-Colonie, ein Arkadien seltsamer Art bei den Antipoden. Der fünfte Erdtheil, der große Inscl- Continent, hat allerdings fruchtbare Ackerstrecken, welche den Anbau lohnen können; aber für die Agricultur wird er schwerlich jemals von großer Bedeutung werden. Die ganze Bodengestaltung und die klima- tischen Verhältnisse berechtigen zu der Annahme, daß weder in den tro- pischen Gegenden, noch in den gemäßigten Strichen die Plantagen-Cultur oder der Feldban in europäischer Weise eine große Ausdehnung gewin- nen werden. Australien ist eine ungeheure Viehweide, ein Continent der dürren Wüstenei, der unabsehbaren Schaftriften und der Gumbüume. Eine mannichfaltigere Entwickelung und eine höhere Lebensthätigkeit wird stets auf den Rand des Landes beschränkt bleiben, dessen ärgste Plagen Wassermangel und Dürre bilden. Einzelne Strecken liefern vortrefflichen Weizen, andere eignen sich für den Anbau des Zucker- rohrs und der Baumwolle, auch gedeihen die dorthin verpflanzten Ge- wächse theilweise höchst üppig. Aber im Allgemeinen trägt der Con- tinent den Charakter des Unfertigen; so weit wir ihn heute kennen, herrscht die Wüste, die trostlose, dürre Oede vor. Selbst der Murray, ein Strom von etwa 300 Meilen Länge, und einer der wenigen, wel- cher wenigstens einige Wasserfülle in den Ocean ergießt, nimmt seinen Lauf durch Regionen, die kaum etwas Anlockendes für den weißen Menschen haben. Australien wird sich in einer ganz anderen Weise entwickeln, wie die übrigen Erdtheile, in denen große Ströme und vielfach verzweigte Flußgebiete leichten Zugang ins Innere gestatten und praktikable Wege bilden, welche die Natur selbst geschaffen hat. Hier erheben sich an der Ostküste die Gebirge steil und schroff, und es verging ein Viertel- jahrhundert, bevor man einen Paß über diese „Alpen" nach Westen hin fand. Der Murray selbst besteht in manchen Theilen seines Lau- fes während einiger Monate im Jahr aus Wasserlöchern, und wenn auch eimnal unter günstigen Umstünden ein Dampfer ihn bis zum obern Laufe befuhr, so leidet es doch keinen Zweifel, daß eine regelmäßige Beschiffung dieses Stromes nicht stattfinden kann. Auch ist die An- lage von Wohnplätzen an den meisten Flüssen unthunlich. Sie haben ein seichtes, oft manche Meilen breites Bett, das zur Zeit der Strom- Anschwellungen in einem Tage völlig ausgefüllt wird. Dann erreicht
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer