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1. Bd. 2 - S. 712

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
712 Hi. Länder- und Völkerkunde. E. Australien. dabei keinen Augenblick ihres Lebens sicher. Es liegt eine Anzahl ver- bürgter Beispiele vor, wo die plötzliche Anwandlung kannibalischer Last den Herrn trieb, sein Beil auf den Kopf des Unglücklichen zu schleu- dern, dessen Leichnam dann gebraten oder gebacken zur scheußlichen Mahl- zeit bereitet wurde. Eine zweite Ursache des Abnehmens der Bevölkerung ist die nnver- hältnißmüßige Minderzahl der Frauen, ein Uebelstand, der durch die vorherrschende Polygamie der Stammhäuptlinge noch an Fühlbarkeit und Erheblichkeit gewann. Die Erklärung dieses bis auf den heutigen Tag vorherrschenden Mißverhältnisses finden wir theils in der Barbarei, neugeborene Töchter nach Gutdünken und besonders wenn sie schwächlich oder mißgestaltet schienen, durch Eindrücken der Nase zu tobten r theils in der Sitte des Selbstmordes der Frauen nach dem Tode des Man- nes, theils endlich in der Übeln und verächtlichen Behandlung, welcher das weibliche Geschlecht in Neuseeland unterworfen war. Die Ursachen des Hinschwindens der Maoris sind zum großen Theil beseitigt, seitdem die Einwanderungen der Europäer mehr überhand ge- nommen haben. Der Kannibalismus ist, Dank den Fortschritten der Verbreitung des Christenthums, gegenwärtig ganz verschwunden. Die Polygamie schwindet immer mehr. Die frühere Lust an verheerenden Kriegen, welche großentheils aus Mangel an Beschäftigung und aus dem fanatischen Eifer der Blutrache entstand, weicht zusehends, wo der Sinn für friedliche Künste aufblüht, wo edlere Impulse oder auch nur Freude an ungestörterem Lebensgenuß erwachen. Die blutigen Heer- fahrten früherer Jahre haben entweder aufgehört oder einen milderen Charakter angenommen mit der Verbreitung unserer Fenergewehrc. Das Wohlgefallen an besseren und reinlicheren Wohnungen verdrängt die alten finstern, unsaubern Hütten, die man wegen ihrer Enge mit Schü- serkarren verglichen hat. Allein leider ist eine Reihe neuer Uebelstände ins Leben getreten, die ebenfalls, wenn auch in geringerem Maße, das Hinschwinden der Maoris befördern. Dazu gehören: europäische Krank- heiten, der Mißbrauch der Eingeborenen zu Arbeiten, die ihrer Gesund- heit nachtheilig werden, endlich das Ueberhandnehmen von hitzigen Ge- tränken und schädlichen Speisen. Es kann nicht Wunder nehmen, daß selbst ein so kräftiges Volk unter dem günstigsten Himmel und umge- den von einer fast paradiesischen Natur unter dem Einflüsse solcher Mißverhältnisse einem langsamen, aber allen Bemühungen der Abhülfe zuin Trotz unaufhaltsam scheinenden Untergange entgegensieht. Gewiß ist, daß die neuseeländischen Maoris mit den malayischen Be- wohnern der Südsee-Jnseln und vorzugsweise mit den Sandwichs-Insn- lanern verwandt sind. Dies ergibt sich aus der Aehnlichkeit der Sprache, der Gebräuche, der Sitten, der äußeren Erscheinung. Die körperlichen und geistigen Vorzüge der Neuseeländer sind ans der bevorzugten Na- tur ihres Bodens und Klima's erklärlich. Die Urtheile über den moralischen Charakter, über die geistige Be- fähigung, über den intellcctuellen Bildungsgrad, über den Sinn für
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