1. Bd. 2
- S. 722
1860 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): Jungen
722 Iii. Länder- und Völkerkunde. E. Australien.
Tritonmuschel langgezogene rauhe Töne vernehmen zu lassen, die als
Aufforderung zum Kampfe allgemein verstanden werden.
Weit einfacher ist der Putz der Weiber. Keine Haarbüschel schmücken
ihre Arme, kein Federbusch weht auf ihrem Haupte. Dagegen salben
sie ihre Haare, die sie entweder am Nacken zusammenbinden oder frei
um den Hals fliegen lassen, mit Oel aus Kokosnüssen. Ein schmales
Band oder eine Art Turban umgibt die Stirn, eine Blumenschnur den
Hals. Statt des Rockes dient ein von den Hüften bis an die Kniee
reichender Schurz. Zuweilen, aber sehr selten, wird auch ein Mantel
von einem gitterförmig gestreiften Zeuge nachlässig übergeworfen, so daß
nur der eine Arm ganz entblößt bleibt. Man trägt ihn bloß zum
Schutze gegen allzugroße Hitze oder gegen die Kühle des Abends. Insbe-
sondere wenden die Frauen große Sorgfalt auf die Pflege ihrer Haut.
Ein aus der Pflanze Papa bereitetes, sehr übel riechendes gelbes Pulver
wird in Verbindung mit Kokosöl gebraucht, um die Haut nicht bloß
weiß, sondern auch zart und geschmeidig zu machen.
Bei den Männern ist das Kopfhaar auf dem Scheitel fast immer
in zwei Büschel abgetheilt, deren jedes mit einer Binde umwickelt ist,
so daß cs aussieht, als ob zwei kleine weiße Hörner emporstünden.
Dies gibt ihnen in Verbindung mit der schwarzen Tättowirung ein
wahrhaft tenfelmüßiges Ansehen. Ein beträchtlicher Theil des Kopfes
ist glatt geschoren. Ehemals bediente man sich dazu scharfer Muschel-
schalen; gegenwärtig kennt man schon den Gebrauch vollkommenerer Werk-
zeuge, und die Muscheln dienen nur noch zum Bartscheeren.
Die Waffen der Nnkahiwer bestehen, außer den Feuergewehren,
in zwei Arten von Mordkculen. Die eine ist l2/3 Meter lang und
hat oben eine starke, mit Schnitzwerk verzierte Bauchung. Es ist eine
schwere Waffe, zu deren Gebrauch ein starker Arm gehört. Die zweite
Art ist flach, mit scharfen Rändern und dient wahrscheinlich nur zum
Verwunden, während mit der ersten ein Mensch auf der Stelle todt-
geschlagen werden kann. Ein langer Spieß mit entweder glatter oder
gezähnter Spitze dient ebenfalls beim Gefechte Mann gegen Mann. Aus
der Ferne verwundet man den Feind durch einen Wurfspieß, dessen zer-
brechliche und vergiftete Spitze in der Wunde stecken bleibt. Die
Schleuder wird ans den Fasern der Kokospalme gemacht und hat ein
korbartigcs Geflecht, worin der Stein gelegt wird.
Eine der hübschesten Handarbeiten der Nnkahiwer sind die fla-
chen, halbrunden, geschincidigen und leichten, mit einem dünnen Kalk-
überzüge versehenen Fächer, welche sich in den Händen der Greise, na-
mentlich der alten Häuptlinge, gar anmuthig ausnehmen. Diese tragen
außerdem gewöhnlich einen langen schwarzen Stab von hartem Holze,
an dessen oberem Ende ein Haarbüschel befestigt ist. Wenn man einen
Häuptling damit ernst und würdevoll einherschreiten sieht, so sollte man
glauben, der Fächer sei sein Scepter und der Stock sein Commando-
Stab. Wahre Meisterstücke der Eingeborenen sind ihre Stelzen, be-
sonders die Fußtritte an denselben. Man bedient sich ihrer zur Zeit