1844 -
Eßlingen
: Dannheimer
- Autor: Völter, Daniel
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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5- 171.
Das Thierreich Süd-Asiens.
Das Thierreich dieser Provinz gewährt ein ungewöhnliches Interesse und
zeigt eine große Mannigfaltigkeit. Ä. Unter den zahlreichen Muscheln ist
bemerkenswerth der gemeine Pfahlwurm ('L'eredo navalis) und die Perl-
muschel (Magarita sinensis Leach), welche die kostbarste Perle erzeugt und
auf den indischen Ocean beschränkt zu sein scheint, denn die der amerikanischen
Meere ist eine durchaus verschiedene Gattung. Bemerkenswerth isst die Armuth
an Süßwasser-Muscheln. 8. An Schnecken besitzen die indischen Meere
mehr als irgend eine Gegend der Erde eine Fülle der größten Mannigfaltigkeit,
die gegen die Gattungs-Armuth unter den korrespondirenden Parallelen von
Afrika und Amerika einen auffallenden Unterschied bildet; und dabei zeigt ach
die merkwürdige Thatsache, daß nahe % dieser Schnecken den Carnivoren an-
gehören, die zur Sicherung ihres Lebens, gleich wilden Tigern des Festlandes,
einen Vertilgungskrieg gegen die schwächeren Thiere ihrer eigenen Klasse führen,
so die Kegelschnecken (Conus), die Oliven (Oliva), die Walzeihchn ecken
(Valuta), die, Straubschnecken (Mitra), Porzellanschnecken (Cypraea), die
Pimpelchen (Turbinella)v die Tonnenschnecken (Dolium), die Sturmhauben
(Cassis), die Flügelschnecken (Strombus), die Harfenschnecken (Harpa), von
denen die meisten ihren Hauptsitz im indischen Ocean haben. C. Von den
Kracken sind zu nennen die Armkracken, die vollkommensten unter allen
Schaalthieren; sie liefern die Sepiafarbe.' D. Von den Würm ern lebt
eine kleine Art Blutegel (Hirudo) Millionenweise in den Djungle-Gegenden
Süd-Asiens verbreitet; ihr Biß ist gefährlich. Eine große Rolle spielt der
eßbare Spritzwurm (Holothuria edulis). E. Die flügellosen Insek-
ten. Die indische Bandassel (Scolopendra morsitans) mit giftigem Biß,
verschiedene Krebsarten, Milben, Spinnen, indische Skorpione fast von der
Größe eines Flußkrebses. F. Die geflügelten Insekten. Srech-
schnacken, Visiten-Ameisen (Formica ecpbalotes), zahme Bienen (Apis in-
dica), Tagfalter mit den mannigfaltigsten und glänzendsten Farben, Termiten,
Küchenschaben (Blatta orientalis), Wanderheuschrecken u. a. Die Verbrei-
tung des Seidenwurms (Phalaena Bombyx) ist an den weißen Maulbeer-
baum geknüpft, der in China und in Persien, am Libanon und in Klein-Asien
seine Heimath hat. Eine wilde Seidenraube lebt auf dem chinesischen Pfeffer-
baum (Eagara piperita), der in China und Japan einheimisch ist, und eine
andere Gattung (Bombyx mylitta) auf dem Jujubenbaum (Bb am uns
jujuba Roxb.), so wie auf dem käsförmigen Manglebaum (Bhizopbora
cascolaris Roxb.) und auf»dem Jambusenbaum, welche in Ost-Indien ein-
heimisch sind, endlich lebt noch eine andere Seidenmotte (Bombyx cyntbia)
auf dein Wunderbaum (Ricinus communis), der gleichfalls in Ost-Indien
wild wächst. Bemerkenswerth ist die Schildlaus, welche auf Eicus reli£;iosa_,
F. indica, Butea frondosa Roxb.y Mimosa cinerea., M. corinda
und Rhamnus jujuba lebt und einen Saft hervorbringt, welcher unter dem
Namen des Lack allgemein bekannt ist. Indien und China ist auch das Vater-
land eines Baumes, Celastrus ceriferus, welcher durch den Stich der
Wachsschildlaus (Coccus ceriferus) wirkliches weißes Wachs ausschwitzt.
O. Die Gewässer Süd-Asiens sind sehr reich an Fischen aller Art; über
ihre geographische Verbreitung läßt sich aber wenig sagen. Ii. Was die Am-
phibien anlangt, so ist ihre Menge sehr groß, und viele derselben sind gif-
tiger Natur. Unter den 43 Schlangen Vorder-Jndiens tödten 7 durch ihren
Biß. Das Leistenkrokodil (Crocodihis biporcatus) lebt in Vorder- und
Hinter-Indien, Crocodilus siamensis in Siam, der Gavial (Cr. ganac—
ticus) im Ganges, in seinen Zuflüssen und an der Küste Malabar. Die