1845 -
Eßlingen
: Dannheimer
- Autor: Völter, Daniel
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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§ 573.
Die Länder Narea, Kaffa und Hurrur.
Die Galla's, zu denen auch die Somanli's gehören, sind theils Mu-
tz amedaner, größtentheils aber Heiden- Sie haben nicht blos viele Provinzen
Abyssiniens besetzt, sondern auch Hurrur und einen Theil von Narea. Kaffa
dagegen und zum Theil Narea wird aber von einem christlichen Volke
bewohnt, das mit der Hauptmasse der abyssinischen Bevölkerung einerlei ist
und dem semitischen Sprachstanuu anzugehören scheint. Diese christlichen Völker
bilden keine selbstständige Gemeinwesen, sondern stehen unter der Herrschaft
muhamedanischer Galla's. Die Galla's zerfallen in eine Menge größerer oder
kleinerer Gemeinwesen. Viele Gallastämme sind Hirten; andere sind Acker-
bauer, wie die in Narea, welche sich hauptsächlich mit der Kultur des Kaffee-
baums iu ganzen Wäldern beschäftigen; auch wird in Narea der Bergbau aus
Eisen betrieben. Ueberdieß geben sich die Galla's mit der Jagd auf Löwen
und Elephanten ab und sind eben so arge Sklavenhändler, wie die Somauli's.
§. 574.
Der christliche Negerstaat Liberia.
Der christliche Negerstaat Liberia, an der Küste von Nord - Guinea,
wurde im 3- 1821 durch eine Gesellschaft von christlich gesinnten Bürgern
aus den vereinigten Staaten von Nord-Amerika gegründet. Die Gesellschaft
hat eine Strecke Landes von der Baffa-Nation angekauft, ein Land, das sich
bereits so vergrößert hat, daß es sich längs der Küste vom Flusse Gallinas
bis Settra-Kruh erstreckt lind eine Länge von 50 Meil. bei einer Breite von 10
Meil. einnimmt. Ter Plan der Gesellschaft, die in den vereinigten Staaten
von Nord-Amerika frei gewordenen und getauften Neger hieher zu verpflanzen,
um hier selbstständige Gemeinden zu bilden und christliche Gesittung unter den
Eingebornen zu verbreiten, ist bis jetzt vortrefflich gelungen. Liberia ist der
erste christliche Negerstaat in Afrika geworden. Seine Bewohner
beschäftigen sich mit der Kultur der tropischen Getreidearten, des Zuckers, des
Kaffee's, des Jndigo's und der Baumwolle. Aber nicht blos die physische
Kultur ist hier unter den freien Negern zu einer hohen Ausbildung ge-
kommen, sondern auch die geistige und sittliche Kultur macht erfreuliche
Fortschritte. In den Schulen der Kolonie wird christlicher Unterricht ertheilt
und die Könige dev benachbarten Staaten haben bereits ihre Söhne nach Li-
beria gesendet, um sie daselbst unterrichten zu lassen. Die Neger haben zwei
öffentliche Bibliotheken, eine Ackerbaugesellschaft, eine Buchdruckerei und eine
von einem Schwarzen redigirte Zeitung, welche öfters ganz vortreffliche Ab-
handlungen liefert. An der Spitze des republikanischen Gemeinwesens steht
ein Statthalter, den die Gesellschaft ernennt; sonst werden alle öffent-
lichen Angelegenheiten von Schwarzen verwaltet. Monrovia, l0oo E-;
Hauptstadt; gute Schulen'und verschiedene öffentliche Gebäude; die Mandingo
kommen in großer Anzahl auf die Märkte der Stadt; ihr Hafen wird schon
von europäischen Fahrzeugen besucht.