1852 -
Eßlingen
: Weychardt
- Autor: Völter, Daniel
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Das Sonnensystem.
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beschreiben, und da sie außerdem um so langsamer gehen, so müssen sie auch
viel größere Zeitabschnitte brauchen, um ihre ganze Bahn zu durchlaufen. So
läuft Uranus erst in 84 Jahren um die Sonne, während unsere Erde dazu
nur 1 Jahr braucht.
10. Kepler's Gesetze, welche die Bahnen und die Bewegung der
Planeten bestimmen, gelten für alle diese Körper ohne Unterschied, so daß eine
gemeinschaftliche Ursache bestehen muß, welche diese Körper zwingt, sich so und
nicht anders zu bewegen. Der britische Naturforscher Newton (spr. Njut'n;
geb. zu Woolstrope in Lineolnshire in England 1642, gest. zu London 1727)
fand diese Ursache in der allen Naturkörpern innewohnenden Eigenschaft, die
man Anziehungskraft (Attractionskraft, Schwerkraft) nennt. Die allge-
meine Anziehungskraft herrscht zwischen allen Körpern des Himmels und der
Erde, und sie ist auch der Urgrund der Gesetze, nach denen sich die Körper
unseres Sonnensystems bewegen. Die Sonne, dieser ungeheure Körper, wel-
cher alle Planeten unseres Systems zusammen sehr bedeutend und unsere Erde
allein beinahe l1/? Millionen Mal an Größe übertrifft, ist mit dieser Kraft
ausgerüstet, und dadurch wird die Bewegung der Planeten um sie bewirkt
und geregelt. Jeder Planet zieht die Sonne an, mit viel größerer Kraft
aber wird er von der Sonne angezogen, und würden die Wirkungen der An-
ziehungskraft durch nichts abgeändert oder bestritten, so müßten beide Körper
in einer geraden Linie sich einander nähern. Der Planet würde sich mit der
größten und die Sonne mit der geringsten Geschwindigkeit bewegen, und bald
würden beide Körper auf einander stürzen. Der Zustand des Planetensystems
und die Bewegung der Körper, welche dasselbe bilden, beweisen uns also, daß
früher noch eine andere Kraft auf die Planeten gewirkt haben muß. Welche
Kraft es auch gewesen sein möge, ihre Wirkung ist genau so, als ob sie in
einem augenblicklichen Stoß bestanden hätte. Durch die Wirkung einer sol-
chen Kraft muß, wenn die Kraft plötzlich aufgehoben wird, ein Planet nach
einer allgemeinen Eigenschaft der Körper, welche man Trägheit nennt, in
der Richtung und mit der Geschwindigkeit fortgehen, die er zuletzt hatte, bis
er von einer andern Kraft in dieser Bewegung gehindert oder aufgehalten
wird. Folgten die Planeten nur dieser Bewegung, so würden sie sich bestän-
dig und regelmäßig in gerader Linie von der Sonne entfernen; darin wer-
den sie aber durch die beständige Anziehung der Sonne gehindert. Neben der
durch die Anziehung der Sonne bewirkten Bewegung dauert die durch den
ursprünglichen Stoß verursachte fort. Durch erstere allein würde er sich mit
immer gleicher Geschwindigkeit von der Sonne entfernen. Die Wirkung dieser
vereinigten Bewegungen nun sind die in Kepler's Gesetzen enthaltenen
Wahrheiten. Die Planeten müssen bei einer solchen Anziehungskraft, wie die
Sonne auf sie ausübt, sich gerade so bewegen, wie Uns dies Kepler's
Gesetze lehren, so daß diese Gesetze nur die Ausflüsse der ursprünglichen Kräfte
sind, mit welchen Gott die Körper des Planetensystems ausrüstete. Aus Kep-
ler's Gesetzen kann man wiederum auf das Bestehen und die Natur der Kraft
schließen, durch welche die Sonne auf die Planeten wirkt. So kann man aus
dem zweiten Gesetz Kepler's mathematisch beweisen, daß die Planeten von
einer Kraft getrieben werden, welche in der Sonne ihren Sitz hat, und die
Natur dieser Kraft wird durch die beiden andern Gesetze vollkommen bestimmt.
So beweist man aus dem ersten Gesetz Kepler's, daß die Kraft, mit wel-
cher die Sonne auf den Planeten einwirkt, eine anziehende Kraft ist, deren
Wirkung abnimmt, je nachdem die Planeten von der Sonne weiter entfernt