1852 -
Eßlingen
: Weychardt
- Autor: Völter, Daniel
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Die kosmischen Verhältnisse der Erde.
fach zusammengesetzter Körper ist, so kann man zuerst nach den Dich-
tigkeiten seiner verschiedenen Gemengtheile, dann aber auch nach seiner mitt-
leren Dichtigkeit fragen.
3. Die mittlere Dichtigkeit eines gemengten Körpers, also auch der
Erde, ist diejenige Dichtigkeit, welche sie durchgängig besitzen würde, wenn
ihre Gemengtheile im Zustand gegenseitiger Durchdringung dergestalt ausge-
bildet wären, daß ein jeder den ganzen Raum des Planeten erfüllte; oder
anders ausgedrückt: diejenige Dichtigkeit, welche man erhält, wenn man die
Summe aller Produkte aus den Dichtigkeiten ihrer einzelnen Gemengtheile
in die Volume derselben durch das Volumen des ganzen Körpers dividirt.
Die mittlere Dichtigkeit eines gemengten Körpers, also auch der Erde, wird
daher gleichfalls durch die Formel ä — — bestimmt, wenn m die Total-
v
masse und v das Gesamtvolumen bedeutet.
4. Man kennt v oder das Volumen der Erde, indem sich dieses aus
den Dimensionen des Erdsphäroids berechnen läßt, m oder ihre Masse kann
nur auf mittelbarem Wege gefunden werden, indem man nämlich die Wirkung
ihrer Masse mit der Wirkung einer andern bekannten Masse vergleicht.
5. Man hat 3 Methoden angewendet, um die Masse oder die mitt-
lere Dichtigkeit der Erde zu bestimmen. Die erste Methode beruht auf der
Ablenkung des Bleilothö durch die Masse eines nahe liegenden Berges, die
zweite auf der Beschleunigung der Pendelschwingungen am Gipfel eines hohen
Berges, und die dritte Methode auf den Schwingungen eines horizontalen,
daher der Schwerkraft entzogenen, und durch die Anziehung großer Metall-
kugeln in Bewegung gesetzten Pendels.
6. Das arithmetische Mittel aus den nach der dritten Methode oder
mit der Drehwage gefundenen Zahlen über die mittlere Dichtigkeit der Erde
ergibt, daß dieselbe — 5,s ist, d. h. daß die Erde 5'/2 Mal dichter
ist, als das Wasser. Das Gewicht des ganzen Erdkörpers aber beträgt
nahe an 14 Quadrillionen Pfund. Eine Wasserkugel von demselben Gewicht
würde, bei durchaus gleichmäßiger Dichtigkeit, einen fast 7/9 Mal größeren
Durchmesser haben, als die Erdkugel.
7. Vergleicht man die mittlere Dichtigkeit des Erdganzen mit der mitt-
leren Dichtigkeit der uns bekannten äußeren Erdkruste, die 2,6 beträgt, so
gelangen wir zu dem Schluß, daß das Innere der Erde aus weit dichteren
Materialien bestehen müsse, als cs diejenigen sind, welche vorwaltend die
äußere Kruste und Hülle derselben bilden. Die im Erdinnern abgelagerten
mehr centralen Massen, die uns jedoch unbekannt sind, müssen aber eine grö-
ßere Dichtigkeit besitzen, als 5,g.
8. Das bis jetzt aufgefundene Resultat über die Zusammensetzung un-
seres Planeten ist, daß derselbe nach innen höchst wahrscheinlich aus ellipsoi-
disch gestalteten, regelmäßig auf einander folgenden und an Dichtigkeit all-
mählig zunehmenden Schichten oder Lagen bestehe; ein Resultat, welches sich
eben sowohl mit der Annahme eines noch flüssigen Zustandes des Erdinnern
verträgt, als mit der Ansicht, daß bereits Alles in den Zustand der Starr-
heit übergegangen sei. Denn die Mehrzahl der jetzigen Geologen ist der
Ansicht zugethan, daß sich das Innere der Erde in feurig-flüssigem Zustand
befinde, welcher als der ursprüngliche Zustand des ganzen Planeten voraus-
gesetzt wird, aber gegenwärtig und schon lange nur noch im Innern desselben
erhalten ist.