1852 -
Eßlingen
: Weychardt
- Autor: Völter, Daniel
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
120 Zweite.abtheilung. Die physikalische Geographie.
in feurig-flüssigem Zustande in schmalen Längenzonen einer vulkanischen Mün-
düng entflossen ist. Wo mehrere Lavaströme sich begegnen und in ihrem Laufe
aufgehalten werden, dehnen sie sich in der Breite aus und füllen große Becken,
in welchen sie zu auf einander gelagerten Schichten erstarren. Gebirgsarten,
welche die Vulkane blos unterbrechen, bleiben in der Lava eingeschlossen. Der
Form nach theilt man die Lava in Erd-, Stein- und Glaslaven. Stehen
die Vulkane nicht frei und isolirt in einer Ebene, sind sie, wie in der Dop*
pelkette des Andes von Quito skitos, von einem 9000' bis 12,000' hohen Tafel-
lande umgeben, so kann dieser Umstand wohl dazu beitragen, daß sie bei den
furchtbarsten Ausbrüchen feuriger Schlacken, unter einem Donner, der über
100 Meilen weit vernommen wird, keine Lavaströme erzeugen. So die
Vulkane von Popayän, der Hochebene von Los Pastös und der Andes von
Quito skitos, vielleicht unter den letzteren den einzigen Vulkan von Antlsana
ausgenommen. Durch dampfende Fumarvlen oder Dampfhauchen setzen sich
ab: Chloreisen, Chlorkupfer, Ehlorblei und Chlorammonium;
Eisenglanz und Kochsalz erscheinen als Gangtrümmer in frischgeflossenen
Lavaströmen oder auf neuen Spalten der Kraterränder. Von den aufsteigen-
den Dämpfen ist der größere Theil reiner Wasser dampf. Verdichtet wird
derselbe als Quelle z. B. auf der Insel Pantellaria von Ziegenhirten be-
nutzt. Das Erscheinen der Asche, welche Stunden, ja Tage lang, die Luft
verfinstert und durch ihren Fall, den Blättern anklebend, den Weingärten und
Oelbäumen so verderblich wird, bezeichnet durch ihr säulenförmiges Empor-
steigen, von Dämpfen getragen, jedes Ende einer großen Eruption. Was
man bei Scblackenausbrüchen als Flammen beschreibt, ist, wie der Lichtglanz
der rothen Gluthwolken, die über dem Krater schweben, gewiß nicht bren-
nendem Wasserstoffgas zuzuschreiben. Es sind vielmehr Lichtreflexe, die von
den hochgeschleuderten geschmolzenen Massen ausgehen; theils auch Lichtrefle^e
aus der Tiefe, welche die aufsteigenden Dämpfe erleuchten. Was aber die Flam-
men sein mögen, die man bisweilen während der Thätigkeit von Küstenvul-
kanen oder kurz vor der Hebung eines vulkanischen Eilandes aus dem tiefen
Meere hat aufsteigen sehen, ist ungewiß.
8. Vulkane, welche, wie die der Andeskette, ihren Gipfel hoch über die
Grenze des ewigen Schnees erheben, bieten eigenthümliche Erscheinungen dar.
Die Schneemassen erregen nicht bloß durch plötzliches Schmelzen während der
Eruption furchtbareueberschwemmungen, Wasserströme, in denen
dampfende Schlacken auf dicken Eismassen schwimmen; sie wirken auch unun-
terbrochen, während der Vulkan in vollkommener Ruhe ist, durch Infiltration
in die Spalten des Trachytgesteins. Höhlungen, welche sich an dem Abhange
oder am Fuß der Feuerberge befinden, werden so allmälig in unterirdische
Wasserbehälter verwandelt, die mit den Alpenbächen des Hochlandes von Quito
skitoj durch enge Oeffnungen vielfach communiciren. Die Fische dieser Al-
penbäche vermehren sich vorzugsweise im Dunkel der Höhlen; und wenn dann
Erdstöße, die allen Eruptionen der Andeskette vorhergehen, die ganze Masse
des Vulkans mächtig erschüttern, so öffnen sich auf einmal die unterirdischen
Gewölbe, und es entstürzen ihnen gleichzeitig Wasser, Fische und tuffartiger
Schlamm. Dies ist die sonderbare Erscheinung, welche der kleine Wels der
Cyclopen, die Prenadilla der Bewohner der Hochebene von Quito, gewährt.
Als in der Nacht vom 19. zum 20. Junius 1698 der Gipfel des 18,000 Fuß
hohen Berges Carguairazo zusammenstürzte, so daß vom Kraterrande nur zwei
ungeheure Felshörner stehen blieben, da bedeckten flüssiger Tuff und Un-