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1. Allgemeiner Theil - S. 203

1852 - Eßlingen : Weychardt
203 Die geographischen Verhältnisse des Thierreiches. da die polaren Gegenden nicht genug Pflanzen besitzten, um pflanzenfressende Thiere zu ernähren (die Schneeammer z. B. bildet eine Ausnahme) so ver- mögen die größeren Fleischfresser (die von Fischen und andern Seethieren lebenden ausgenommen) im Allgemeinen nicht in den kalten Gegenden zu leben. 3. Bei der Verbreitung der Thiere spielt, wie bei den Pflanzen, das Klima und namentlich die Temperatur eine bedeutende Rolle. Während z. B. der Mensch und der Hund in vielen Abarten im Stande sind, große Kälte und tropische Hitze zu ertragen, verlangt die ganze Familie der Affen eine gleichmäßige und dabei hohe Wärme, das Rennthier dagegen ein kaltes Klima und vor Allem sehr kühle Sommer. Daher können Thiere, die in kalten Gebirgsregionen leben, gewöhnlich nicht über die wärmeren Ebenen am Fuß der Gebirge zu andern Gebirgen wandern, so z. B. das Llama, welches in den Anden von Perü und Chili stschi—] bis Feuerland ange- troffen wird, aber nicht in Brasilien und nicht einmal in Mexico s—chikkoj vorkommt. 4. Die Feuchtigkeit der Luft spielt gleichfalls eine Rolle in der Verbreitung der Thiere. Dieß sehen wir z. B. an den Amphibien, indem die heißen und dabei dürren Gegenden ärmer daran sind, als die heißfeuch- ten und wasserreichen. 5. Meere und hohe Gebirgsketten sind hier in so fern in Be- tracht zu ziehen, als sie öfters der natürlichen Verbreitung der Thiere un- überwindliche Schwierigkeiten in Weg legen. Daher sieht man in den heißen Ländern der alten Welt eine ganz andere Thierwelt, als in der neuen; da- her lebt sogar auf den beiden Seiten der Anden eine sehr beträchtliche Zahl von verschiedenen Thierarten, wie auch die Floren derselben ungemein von einander abweichen. 6. Für die Verbreitung der Seethiere sind Küstenform und Zu- sammenhang der Meerestheile wichtige Umstände. So hat z. B. das mittelländische Meer zwar eine große Anzahl von Thieren gemein mit der europäischen Küste des atlantischen Oceans; aber dieselben vermochten nicht, sich in's indische Meer oder bis nach der gegenüber liegenden Küste Ame- rikas im atlantischen Ocean zu verbreiten. Deßhalb besitzt auch das nur durch eine schmale Landenge vom mittelländischen Meere geschiedene rothe Meer eine, von diesem fast durchgängig abweichende Thierwelt: keinen Fisch, fast keine Koralle, nur sehr wenige Schaalthiere haben beide Meere gemein. 7. Auch der Mensch übt einen wesentlichen Einfluß auf die Verbrei- tung mancher Thiere, besonders auf die der Hausthiere aus. So war das Pferd, dessen Heimath wohl die Steppen Mittelasiens sind, vor etwa 300 Jah- ren in der neuen Welt nicht anzutreffen, und doch ist es gegenwärtig daselbst in einer ungeheuren Zahl, sogar im wilden Zustande, von der Hudsonsbai bis Patagonien verbreitet. Auch das Rindvieh, das Schaf, das Schwein ist von den Europäern in die neue Welt und nach Australien gebracht. Der Hund ist dem Menschen überall hin gefolgt. Die Ratte, welche ursprünglich in Asien zu Hause zu sein scheint, hat sich jetzt über die ganze alte und neue Welt, sogar über Australien und über die Inseln der Südsee ausge- breitet. Auch auf die Verbreitung von vielen pflanzenfressenden Vögeln hat der Mensch bedeutend eingewirkt, wie auf die der Sperlinge, Hühner und anderer Hausvögel.
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