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1. Besonderer Theil - S. 47

1856 - Eßlingen : Weychardt
47 Die deutschen Bundesstaaten. Die Alpen. Syenit, Gabbro und Serpentin, Hornblende-, Talk- und Chloritschiefer, so wie be- trächtliche Massen von Thonschiefer und körnigem Kalk nicht selten als untergeord- nete Lager auftreten. Sie ziehen sich von den Quellen des Po durch die ganze Mitte des Gebirges bis zum ungarischen Hügellande, durch 10 Längengrade mit einer Breite von 25 — 30 Stunden und in einer Höhe, welche bis zum Ursprünge der Mur 10 — 14,000', in Steyermark und Kärnthen aber nur noch 5 — 6,000' beträgt. Im Westen und Norden sind sie längs ihrer ganzen Ausdehnung, im Süden erst vom Ostuser des Orta Sees von den Kalkalpen umgürtet; an der Ostseite der cottischen und grajischen und an der Südseite der penninischen Alpen fallen sie unmittelbar zum Tiefland ab. 9. Nackte, senkrechte, oft überhängende Wände, enge Klüfte und Schlünde, durch welche wüthende Alpenströme in Stürzen herabkommcn, furchtbar emporstre- bende Gebirgsgestalten und ungeheure Felshörner charakterisiren die Uralpen. Nichts ist seltener zu sehen, als gleiche, fortlaufende Gräte ohne Hörner. Die Felspyra- miden steigen durchgängig kühn empor, sind oft an den obersten Seiten äußerst scharf gezahnt und zackig, und endigen sich häufig ganz spitz; wegen dieser auffallenden Ge- stalt werden sie von den einzelnen Alpenvölkern Hörner, Spitz, Piz, Dents und Aiguilles genannt. Andere Felsberge, wie der Montblanc, haben die Gestalt einer gedrückten Halbkugel oder eines Kamcclbnckels; der Monte Rosa aber besteht aus einem Kreife vieler, fast gleich hoher Hörner, die wie Blätter einer Rose um ihren Mittelpunkt sich anlegen; die Mitte aber dieser Hörner bildet eine weite, runde Vertiefung. 10. Nichts sieht man häufiger an den Alpenhörnern, als 2 — 6000' senkrechte Abstürze und schiefliegende, mit ewigem Schnee überdeckte Seitenflächen, an denen die Anfänge der Gletscher liegen, welche dann 6 — 8 Stunden weit durch die Hochthäler sich ausdehnen. Sie heißen im Dauphins und Savoyen Glacitr oder Nuize, in der Schweiz Gletscher, in Graubünden Wader, in Tyrol Ferner, in Salz- burg und Kärnthen Käs, bei den italienischen Alpenvölkern Vedretta. Vom Dau- phine durch Savoyen, Schweiz, Tyrol bis zu den Grenzen Oesterreichs und Steyer- marks gibt es gegen 600 Gletscher, die in 20 Gruppen vertheilt sind und mehr als 100 Q.m. einnehmen. 11. Die Thäler der Uralpen sind schmal; meistens halten die Thalebenen V» Stunde Breite; an ihren niedrigsten Theilen, wo gewöhnlich mehrere Thalöff- nungen zusammenkommen, dehnen sie sich bisweilen Vs—1 Stunde aus; ja an der Südseite der Alpen laufen manche Thäler unter einem spitzen Winkel zu. Der Boden der Thalebenen besteht aus übereinander geschütteten Steintrümmern, Sand und Thon, welchen Schutt die Ströme von allen Seiten in den Hauptthalkessel zusammen- schwemmen. In den Hochthälern liegen ungeheure Trümmerhalden an allen Seiten des Gebirges, aber der Thalboden besteht meist aus nackten, oft kugelförmigen Felsenflächen, wenn das Thal nicht zu schmal ist, in welchem Falle die Trümmer- halden bis in die Mitte reichen. Die Höhe der Thäler ist außerordentlich verschieden. An der Nordseite liegen die niedrigsten 1,600'—1,700', an der Südseite 600' —700', die höchsten dagegen 7 — 8,000' hoch. Die bewohntesten Thäler liegen zwischen 2 — 3,800'; in Höhen von 6,000' und darüber gibt es nur Sommerdörfer, aber keine seften Wohnsitze von ganzen Gemeinden Winter und Sommer hindurch. Merkwürdig i>t das stufenartige Aufsteigen der Uralpenthäler, sowohl der Längenthäler als ganz besonders der Ouertbäler. Letztere bilden 3, 4 und selbst 5 Thalstufen über einan- der ; die einzelnen Stufen sind durch Felsenabsätze und enge Schlünde, welche V» Stunde bis mehrere Stunden lang sind, mit einander verbunden. 12. Im ganzen Gebiete der Uralpen vom Dauphins bis an die Grenze Tvrols liegen, außer dem Laghetto di Chiavenna, dem Lago di Mergozzo und dem zwischen Urfelsen liegenden obern Theil des Lago maggiore und Lago di Como keine Seen in den niedern Thälern. Alle übrigen Seen, ungefähr 60 an der Zahl, liegen in den Hochthälern von 5 — 7,000', sind höchstens 1 Stunde lang, gewöhnlich sehr tief und mei>tens^7— 9 Monate des Jahres zugefroren. Sie bilden öfters die Quellen der größten Ströme des Alpenlandes. Früher war die Anzahl der Hochseen in den Uralpen größer, was viele, jetzt trockengelegte Seekesscl beweisen. 13 13. Auf der Südseite fallen die Uralpen vom Monte Biso bis über den Monte Rosa hinaus unmittelbar in die Ebene hinab, und das Urgebirge verliert sich unter das Geschiebe des Alpenschuttes, welches in Hügelmassen an den äußersten süd- lichen Felsenwänden aufgehäuft liegt und sich in den Flachen ausbreitet. Weiterhin
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