1856 -
Eßlingen
: Weychardt
- Autor: Völter, Daniel
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Erste Abtheilung. Europa.
2. Kultur. — 1. Die physische Kultur wird von dem mil-
den Klima und dem fruchtbaren Boden ungemein begünstigt. Unfruchtbare
Gegenden find nur die Landes, Sables u. Marals, la Grau, Champagne
pouilleuse, die Sologne, die Hähern Gebirgskantone der Alpen, Pyrenäen,
Sevennen u. Corfika's. Dennoch haben die ländlichen Gewerbe noch lange
nicht die Stufe der Vollkommenheit erreicht, wie in Deutschland, Belgien
und England. Ackerbau, Obstbau u. Viehzucht find in den nördl.
Provinzen, Wein- u. Seidenbau in den mittlern u. südlichen von Be-
deutung; in den letzter« werden auch Oliven u. Südfrüchte gezogen.
Die Wälder sind sehr verwüstet. Bedeutende Fischerei an den Küsten.
Der Bergbau ist im Vergleich mit andern Ländern unbedeutend. Er'liefert
hauptsächlich Eisen, Steinkohlen u. Salz. Ueber 1,000 Mineralquellen ®). —
Departement du Nord u. das Provenyalische am meisten abweicht. An den Grenzen
von Italien u. Spanien wird viel Italienisch u. Spanisch gesprochen. Die Bauern-
sprache beißt das Patois. b. 1,300,000 Bretons lbretagner o. Breyzards].
In Armorica o. in der Bretagne skleinbritannieiz. Nachkommen der im 5. Jabrhnndert
ans Britannien eingewanderten Briten. Bretonif.be Sprache llangue bretonne] mit
4 Mundarten, der gaelilche» Spracbe in Schottland verwandt, c. 150,000 Basken
lgascognerj. In den Landschaften der Westpvrenäen. Nachkommen der aus Spanien im
6. Iabrh. eingewanderten Basken. Jbre Sprache ist ein Gemisch ans baskische» und
französischen Wörtern, d. 236,000 Italiener ans Corsika. e. 1,560,000 Deutsche.
Im Elsaß u. im Nw. Lothringen. Darunter auch 180,000 Fla», ander in sranzösisch
Flandern, f. 8,000 Cagots. Wahrscheinlich Ueberbleibsel der im Anfang des 5. Jahr-
hunderts cingcwanderten Alanen. Sie leben meist in den Pyrenäen, leiden größten-
thcils am Cretinismus u. sind in der größten Verachtung, g. 70,000 Inden, h. 10,000
Zigeuner, i. Außerdem Polen, Spanier, Portugiesen, Griechen u. a. —
4. 4 Stände, a. Adel [Duc; Marquis; Comte; Vicomte; Baron], aa. Alter
Adel. Er besitzt die Titel, aber nicht die Vorrechte der alten Zeit. bd. Neuer
Adel. Er ist, um fortzuerben, an ein gewisses Vermögen und nur an die Erstgeburt
geknüpft, b. Geistlichkeit. , Die höhere kathol. Geistlichkeit übt einen bedeutenden
Einfluß ans. c. Bürger. Sie genießen in allen Ständen gleiche Rechte, d. Bau-
ern. Sie sind von allen Lasten des ehemaligen Lebnswesens befreit. Gesetzlich ist
kein Stand vor dem andern bevorzugt. Alle Franzosen sind vor dem Gesetze gleich.
Alle Franzosen können zu allen Civil- u. Militärämtern gelangen. — 5. Religion,
a. Katholische Kirche. 15 Erzbisthümer: Paris; Rbeims; Cambray; Sens;
Lyon; Besanyon; Avignon; Aix; Toulouse; Anch; Alby; Bourges; Bordeaux; Tours;
Rouen. 66 Bisthümer. 4,000 Klöster n. Congregationen. 2 Jesnitenprovinzen:
Paris u. Lyon; großes Grnndeigenthum der Jesuiten. Bildungsschulen der kathol.
Geistlichen sind die Colleges u. die theolog. Fakultäten zu Paris, Bordeaux, Aix und
Toulouse, so wie die theolog. Specialschnlen zu Lyon u. Rouen, od. auch die 121 niedern
und höheren Seminarien, b. Die reformi rte Kirche wird von Confistorien und
Synoden geleitet. Theol. Schulen zu Moutauban u. Toulouse, c. Lutherische
Ki rch e. Am zahlreichsten im Elsaß. Obercoufiftorium, theolog. Fakultät u. General-
seminarium in Straßbur^. d. Die Juden haben eine Centralsvnagoge zu Paris u.
7 Cousiftorialsynagogen.
*) Physis che Kult u r. —> 1. Produktive Bodenfläche. 50 Proc. des Bo-
dens sind dem Ackerbau, 4 Proc. dem Weinbau, 11 Proc. dem Obst- u. Gemüsebau,
9 Proc. dem Wiesenbau, 14 Proc. den Waiden, 14 Proc. den Waldungen gewidmet.
8 Proc. find Unland. — 2. Die wichtigsten Kultnrgewächse. Jährt. 333
Mill. preuß. Scheffel Getreide aller Art, Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Buch-
weizen, Mais u. Hirse. In gewöhnlichen Jahren kaum hinreichend Getreide. Wäh-
rend der 27jähr. Periode v. 1815 bis 1841 bedurfte Frankreich bei 17 Ernten starker
Zufuhr. Kartoffel [170 Mill. Scheffels. Vortreffl. Gemüsebau. Obstbau;
des. in den mittlern u. nördl. Gegenden. Die feinsten Obstsorten in der Gegend von
Tours u. Orleans. Aprikosen, Pfirsiche, Feigen, Mandeln u. Kastanien in Mittel- u.
Südfrankr., wo letztere das Brod ersetzen. Citronen u. Pomeranzen blos um
Hveres u. Frejus in der Provence. Oliven bäume; vorzüglich in der Provence;