1856 -
Eßlingen
: Weychardt
- Autor: Völter, Daniel
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Das Königreich Sardinien. Grnndmacht. Kultur.
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Im W.: Frankreich sburgund; Dauphine; Provence^. Im S.: mittelländ.
Meer mit dem Golf von Genua snare Ligustfcum]. — 3. Größe des
d. Pflanzenregionen der Apenninen, aa. Immergrüner Gürtel bis
1,200'. Stein- u. Korkeichen, Lorbeerbäume, Myrthen, Erdbeerbänme, Cypressen,
Pinien, Zwergpalme», Aloe, amcrikan. Feige, bb. Gürtel der Kastanie und der
nordischen Eiche. Bon 1,200'— 3,000'. cc. Gürtel der Buchc. Von 3,000'
bis 6,000'. Buchen, Edeltannen, Fichten, Taxus. dd. Gürtel der Gebirgs-
kräuter. Von 6,000'— 9,000'. Nur in den Abruzzen, den höchsten Gipfeln des
Kirchenstaates u. auf Corsika. c. Pflanzenregioncn in den Alpen ss. p. 50.
51]. — 15. Thierreich. Korallen an den Inseln. Taranteln. Skorpionen. Vi-
pern. Schaaren von Mücken in den Lagunen und Sumpfgegenden. Heuschrecken kom-
men i» großen Schaaren vor, welche bisweilen großen Schaden anrichten. Sehr viele
Scideranpen. Viel Seefische, besonders Thunfische und Sardellen. Schlangen und
Schildkröten. Steinböcke in den Alpen Piemonts. Gemsen u. Mnrmelthiere in den
Alpen. Baren, nicht viel Wölfe, Wildschweine, europ. Stachelschweine in den Apen-
ninen. Der Muflón, das wilde Schaf, in Corsika u. Sardinien. Rinder, Büffel, ein
wichtiges Laftthier, Kamecle bei Pisa, Pferde, Esel, Maulesel und Maulthiere, Schafe,
Ziegen, Schweine sind Hausthiere. — 16. Einwohner. 25 Mill. katholische
Italiener. Sie sind ein Mischvolk, Nachkommen der altlateinischen, iberische», rö-
mischen und etruskischen Urbevölkerung, so wie verschiedener anderer Völkerschaften,
welche sich zu verschiedenen Zeiten in Italien niederließen, wie der Griechen, Kelten, ger-
manischen Heruler, Rugier, Ostgothcn u. Langobarden, so wie der Araber. Die ur-
sprüngliche Bevölkerung herrscht in Mittel- u. Unteritalien noch am meisten vor; doch
zeigen sich in Apulien, Calabrien n. Sicilien auch die Spuren griechischer und arabi-
scher Abkunft ziemlich deutlich. Die italienische Sprache zerfällt in viele Dialekte,
unter denen der toskanische der wohlklingendste ist. Reich begüterter Adel u. Kle-
rus. Weniger bedeutend ist der Bürg er stand. Der Bauer ist meist nur Pächter
der adelichen u. geistlichen Güter. Italien ist der Mittelpunkt der römisch-ka-
tholischen Welt. Hier batte die Reformation ganz außerordentliche Fortschritte ge-
macht und nur dem furchtbaren Wüthen mit Feuer und Schwert gegen die Pro-
testanten ist es zuzuschreiben, daß Italien, wo das Oberhaupt der römisch-katholischen
Kirche seinen Sitz hat, nicht protestantisch geworden ist. Jetzt muß Italien viel hoben
und niedern Klerus u. viele Klöster ernähren, hat viele Kirchenfeste, Feier-
tage u. Processionen; aber auch viele Räuber, Banditen, Mörder und
Bettler. — 17. Kultur. Acker-, Obst-, Wein-, Oel- u. Seidenbau, so
wie Viehzucht sind die vorherrschende Beschäftigung. Industrie weniger bedeutend
u. gegen S. abnehmend. Schiffahrt u. Handel nicht sebr bedeutend. Der Haupt-
verkehr ist mit der Levante. Größte Seehäfen: Livorno u. Genua. Hanptausfnhr-
artikel: Seide; Olivenöl; Südfrüchte; Marmor; Schwefel. Wohlstand n. Bil-
dung gegen S. abnehmend. Klägliche Volksbildung. Das westliche Europa empfing
von Italien seine Bildung und das Christenthum. Im 13., 14. u. 15. Jahrh, ging
von Italien das erneuerte Studium der Classiker aus. Jetzt aber steht^Jtalien an
Höhe der Bildung u. an Zahl der Gelehrten besonders Deutschland, England. Schott-
land u. Frankreich weit nach. Doch sind die Wissenschaften geachtet und Italien hat,
wie früher, so jetzt noch Meister u. Meisterstücke der schönen Künste, für welche
leibst im Volke hier mehr Sinn ist, als in irgend einem andern Lande. — 18. Ita-
lien ist ein abgesondertes Land, hat gemeinsame Sprache, Nationalität, Sitten u.^Ne-
ligion, und dock) bildet es keine politische Einheit. Seit mehr als einem Jahr-
tausend ist Italien in mehrere Staaten getheilt, die fast immer Fürsten von dcut-
lchem, fpanijchem und französischem Stamme gehorchten. Nach dem Unter-
gänge des weströmischen gleiches 476 bildeten Odoaker von 476 bis 493, dann die
Ostgothen von 493 bis 555, hierauf die Longobarden von 555 bis 774 ein
Reich, während in Süditalien und in manchen Küstenprovinzcn die byzantinischen
Kaiser herrschten. Erster Anfang des Kirchenstaats ist die angebliche Schenkung
des Herzogthums Rom und der Romagna durch den fränkischen König Pipin 754.
Durch Karl den Großen wurde Italien vom fränkischen Reiche abhängig von 774
bis 887. Abhängigkeit Italiens von den deutschen Kaisern durch Otto I. v. 951
bis 1254. In dieser Zeit bildeten sich in der nördlichen Hälfte mächtige Städte
und durch sie Republiken und H e rz o gth ü in er aus, die jedoch znm Theil durch
Böller, Lehrbuch der Geographie. Ii. 33