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1. Besonderer Theil - S. 610

1856 - Eßlingen : Weychardt
610 Erste Abtheilung. Europa. 3. Verfassung u. Verwaltung.^) Unumschränkte Erb- monarchie, die ganz den Charakter einer astatischen Despotie und un- erträglichen Tyrannei trägt. Das Staatsoberhaupt nennt sich Padischah Seide; Wein; Mastix; Galläpfel; Pferde; Rindvieh; Safsiaii; türkisches Garn; Tep- piche; Säbel; Meerschaum-Köpfe; Buxholz u. a. Werth der Ausfuhr aus dem ganzen Reiche nach dem Auslande u. den tributpflichtigen Prov: 133 Mill. fl. — 2. Einfuhrartikel. Fabrikwaaren aller Art aus den meisten europ. Ländern, Kolonialwaarcn u. dgl. Werth der Einfuhr ins ganze Reich aus dem Auslande u. den tributpflichtigen Provinzen: 165 Mill. fl. — 3. Wichtigste Handels- städte. Konstantiuopel. Adrianvpcl. Seres. Salonik. Belgrad. Bucharest. Galatz. Jassy. — 4. Größter Handelsverkehr mit Großbrit., Persien, Frankr., Oesterr., Schweiz, den Bereinigten Staaten v. Nord-Amerika, mit Aegypten, den Nie- derlanden, Belgien, Sardinien n. Griechen!. — 5. Der Handel ist Haupts, in den Händen der Griechen, Armenier, Juden, der Italiener, Engländer u. and. Europäer, die in der Türkei entw. ansäßig sind oder Faktoreien n. dgl. unterhalten. Völlige Handels- und G e werd efre ih e it, Ziemlich niederer Eingangszoll; meist 5 Proc. vom Werth der Waaren; der Ansgangszoll übersteigt das Doppelte. J)) Geistige Kultur. — 1. Das türkische Schulwesen ist seit 1816 neu organisirt. Die Schulen zerfallen in 3 Klassen.: Elementar-, Mittel- u. höhere Schulen. Daneben gibt es für die verschiedenen Lebensbestimmungen verschiedene Specialschulen. Seit 1847 gibt es auch eine Univ. n. seit 1851 eine osmanische Akademie der Wisst in Konstant. Trotz der mancherlei Schulen leben die Muhameda- ncr in kläglicher Unwissenheit n. Finsterniß; das gemeine Vvlk erhält gar keinen Un- terricht. In den Medressen shöheren Schulens, die meistens mit den vornehmsten Moscheen verbunden sind, lehrt man Arabisch, Orthographie, Stylistik, Philosophie, Religivnsgeschichte, türkische ». Universalgeschichte, Geographie, Arithmetik, Geometrie, Astronomie oder eigentlich Astrologie. Die Hauptsache aller gelehrten Bildung ist die Kenntniß des Arabischen, des Korans u. seiner Ausleger. Die Professoren heißen Muderris, die Studenten Thalib oder Sochta. Biele, aber kleine, kaum bis 2,00» Werke umfassende u. unbenützte Bibliotheken. Gar keine Kunstbildung. — 2. Auch die christlichen Völker leben in großer Rohheit u. Unwissenheit. Die Türken haben bei ihnen die Keime der Fortbildung u. Veredlung unterdrückt u. zerstört, u. sie durch unerträgliche Grausamkeit u Tyrannei entsittlicht u. entkräftet. Die Griechen sind noch der intelligenteste Bestandtheil der Bevölkerung, bei der sich noch ein Wissenschaft!. Sinn findet, gepflegt durch die Geistlichkeit, vorzugsweise durch die Mönche, u. durch die von ihr geleiteten Unlerrichtsanstalten. In den Händen der Griechen ist auch die Heilkunde fast im ganzen türk. Reich. Aber es mangelt den Griechen, wie allen andern morgenländ. Kirchen in der Türkei, die Predigt des göttl. Wortes, n. ihr Gottesdienst besteht bei ihnen meistens ans langweiligen Ceremonien. Und doch sind die Christen der einzige Bestandtheil der Bevölkerung, — da die muha- medanische Welt für alle wahrhaft christliche Bildung unempfänglich ist, — den einst der götil. Lebensodem? geweckt u. getragen durch die Predigt des Evangeliums von Jesu Christo, zu einem neuen Leben rufen wird. ") Verfassung u. Verwaltung. — 1. Großsnltan. Abdul Medschid Khan; seit 2. Juli 1839; geb. 23. April 1823. 31ster Sonverain v. Stamme Osmans; 28ster Sonverain seit der Eroberg. v. Konstantinopel. — 2. Schwülstiger Titel. Der Padischah nennt sich Alempenah ^Zuflucht der Welts, Zillulah ^Schatten Gottess, Hunklar stodschläger; Herr über Leben u. Tods, Chalif snachfolgcr des Propheten; diesen Titel nahm Selim I. 1517 nach der Unterwerfung des Chalifen v. Aegypten ans, obersten Imam ^Vorstehers h. Die neuere Diplomatie redet den Großsnltan als „Seine kaiserliche Majestät" an. — 3. Ein eigentl. Wappen fuhrt der Großsnltan nicht; doch wird als solches ein grüner Schild mit wachsendem silber- nem Monde u. mit einer Bärenhaut, wohinter 2 Rvßschweise gekreuzt stehen, ange- nommen. — 4. Flagge. Roth, mit weißem Halbmonde. Sind die Kriegsschiffe in eine Flotte vereinigt, so trägt nur das Admiralschiff diese Flagge, die übrigen die einfache rothe Flagge der Kauffahrteischiffe. — 5. 3 Orden. O. v. halbem Monde v. 1799. O. des Ruhmes v. 1831. Medschid-Orden v. 1852^ Auch werden Ehren- kaftaiie, Ehrensäbel ». einfache Ehreumedailleii vertheilt. —- 6. Thronfolge. Der Sultan muß nach dem Staatshcrkommen jederzeit ein männlicher Nachkomme der^Fa- milie Osmans sein. Die Thronfolge geht in der Ordnung auf den ältesten Sohn
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