1856 -
Eßlingen
: Weychardt
- Autor: Völter, Daniel
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Zweite Abtheilung. A si en.
zusammenhängt, â. Viele Steppenflüsse und abgeschlossene Seen. Tengri Noor
Htmmelssees zwischen Schnee- und Gletscherbergen; 147 Qm. Palte See; mit
einer Insel, auf welcher eines der schönsten weiblichen Klöster. Namur-Seegruppe.
Biele Borax - «.Salzseen. — 6. Klima. Sehr tonti neu tal. Große Trockenheit.
Meist dunkelschwarzblauer, klarer, wolkenloser Himmel, an dem die Gestirne im hellsten
Glanze funkeln. Wenig Gewitterregen u. Hagelschauer. Am häufigsten sind die
Regen in Osttübet. Rasende Plateauwinde. 4 Jahreszeiten. Sehr trockene,
kalte u. lange Winter mit eisigen Winden u. wenig Schnee. Heißesommer mitmeist
klarem Himmel; oft kalte Sommernächte; häufiger Thau.— 7. Einwohner: 4 '/2 Mill.
sandere 6,10,12 Mill.s. Meist Tübetaner mit eigener Sprache; auch Mongolen skhor
oder Hors. In den Gebirgslandschaften im S. u. So. ziemlich unbekannte, rohe Völ-
ker. — 8. Religion. Tübet ist der Mittelpunkt des L a m a i s m u s , das Land des
Buddha. Hier ist die ganze Kirchenzucht u. das Ceremonienwesen des Buddhaismus
entwickelt. Die Oberpriester Dalar Lama und Bogdo Lama. *) — 9. Kultur.
Ackerbau; in den westlichen Provinzen erzeugt er kaum die nöthigen Nahrungsmittel,
*) Buddhaismus. 1. Stifter. Gautama; mit dem Beinamen Buddha
[= der Weises. Nach der Vorstellung der Indier die 9te Verkörperung des Wischnu.
Er ist der Sohn Sudhodanos, Königs von Magadha im südlichen Behar, aus der
Familie Sakya abstammend, dem vornehmsten Geschlechte der Brahmanenkaste. Ge-
burtsort: Buddha-Gya, das jetzige Gaya im S. von Patna, am Westufer des Nila-
jan, eines kleinen südlichen Zuflusses des Ganges, in der Landschaft Behar. Die Rui-
nen des Ortes werden stark bewallsahrtet. Geboren wohl um 525 v. Chr. Gautama
heißt nach den verschiedenen , ihm zugeschriebenen Eigenschaften , auch S r a m a n a
s—der Heiliges oder Buddha s—der Weises, woraus die Chinesen Fo-ta, Fo,
Foe u. Fohi gemacht haben; auch wird er Guru s—lehrers u. nach seinem Fa-
miliennamen Schakyamuni bei den Mongolen genannt; die Japaner nennen ihn
Buds. Daher kommen die verschiedenen Benennungen seiner Religion. Sie heißt
auch Lamaismus, wozu wahrscheinlich die Achtung, welche die tübetanischen und
mongolischen Völker ihren Priestern, den Lamas slama — einer, der den Weg zeigts,
bezeigen, Veranlassung gegeben hat. Die Anhänger Gautamas werden zur Zeit des
macedonischen Einfalls in Indien Samanäer genannt. Sie selbst nennen sich beute
noch in den heiligen, im Sanskrit verfaßten Schriften Samlnas s^—die Gleich-
bleibendens. Daraus hat man Schamanen gemacht, unter welchem Namen jedoch
gewöhnlich eine ganz andere heidnische Neligionsparthei verstanden wird. —■ 2. Lehre.
Der Buddhaismus ist aus dem Brahmaismus hervorgegangen u. beabsichtigt eine
Reform des polytheistischen Brahmaismus. Er ist aber nichts anders als Pantheis-
mus, der in der Wirklichkeit in die gemeinste Götzendienerei u. in den grassesten
Atheismus ausgeartet ist. Die höchste Gottheit ist ein unpersönliches, unthätiges
Wesen, ein Unnennbares, Unbegreifliches u. Unwirkliches, ein Nichts. In unzähliger
Form offenbart es sich in der Materie durch eine ununterbrochene Reihe von Schö-
pfungen u. Zerstörungen u. belebt das All, ohne sich in die durch ein unabänderliches
Fatum bestimmte Weltregierung zu mischen. Die ganze sichtbare Welt hat keine
Wirklichkeit; sie ist mit all' ihren Erscheinungen nur eine Täuschung Mayas. Auch
die Seele ist eine Offenbarung, darum geht auch sie im Wechsel der Gestalten fort;
daher eine Seelenwanderung. Es gibt eine dreifache Welt: die färb- «.form-
lose ätherische Wesenwelt mit 4 Himmeln; die Welt der Farben u. der Formen mit
18 Himmeln; die Welt des Lebens und der Geduld, die niedrigste, vom Schicksale zu
beständigen Verkörperungen bestimmte Welt, die Welt der wandelbaren Materie oder
der Sansara, mit 6 Himmeln. Weltperioden oder Kalpa's sd. i. Schöpfun-
gens von ungeheurer, unbestimmbarer Dauer folgen auf Weltperioden. Um die Welt
zu bessern u. die Menschen an den verlornen glücklichen Zustand zu erinnern, erscheinen
von Zeit zu Zeit in Menschengestalt besondere Jncarnationen der vernichte-
ten Substanz. Eine solche war Gautama, dessen Beiname Buddha sich auf Die
göttliche Substanz, die in ihm verkörpert ist, bezieht. Buddha ist nicht Gott, sondern
nur ein zur buddhaistischen Gottheit, der Leere, dem Nichts, verklärter u. gereinigter Men,ch.
Das Streben der Buddahisten ist: im Ewigleeren Unsterblichkeit zu gewinnen.
Dazu führt Bändigung des eigenen Selbst, Ertödtuug der Sinne durch Bußübungen,
Nichtachtung des Lebens, wenn Gutes dadurch erzielt werden mag, Barmherzigkeit
gegen alles Belebte, Geduld u. Standhaftigkeit. Diese Tugenden bedingen den Begriff
buddhaistisch er Heiligkeit. Nur diese befreit von den Fesseln der Sansara,