1856 -
Eßlingen
: Weychardt
- Autor: Völter, Daniel
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Zweite Abtheilung. Asten.
2. Kultur. — 1. Vorherrschende Beschäftigung sind Ackerbau und Vieh-
zucht. Der Ackerbau wird in den gut bewässerten u. fruchtbaren Thälern u. an den
untern Bergabhängen des Alpenlandes, so wie in den großen Flußthälern u. in den
'künstlich bewässerten Gegenden des Flachlandes getrieben. sangebaute Pflanzen: Reis;
Hirse; Waizen; Hülsenfrüchte; treffliche Melonen; Gurken; treffliches Obst; Süd-
früchte; Weinreben der Trauben wegen; viel Baumwolle; Flachs; Hanf; Tabak;
Safran; Saflor re.] Blühende Seid euzucht. Große Viehzucht, besonders bei
den Nomadenvölkern des Alpenlandes und bei den Turkomanen. sansgezeichnete
Pferde. Esel. Ein- n. zweibuckelige Kameele. Rindvieh. Büffel. Buckelrinder oder
Zebn's. Viel Schafe; auch schwarze n. fettschwänzige Ziegen.] Viele Jagdthiere.
swildc Esel. Eber. Hirsche. Rehe. Gemsen. Steinböcke. Bisamthiere? Stachel-
schweine. Unzen. Tiger. Panther. Schakale. Hyänen. Bären. Wölfe. Viele Nage-
thiere im Flachlande. Viele Vögel, wie Fasanen, Rebhühner, mancherlei Wasser-
vögel rc.] Starke Fischerei im Aral- u. Kaspi-See. Vcrnachläßigter Bergbau
fgold; Silber; Quecksilber; Kupfer; Eisen; Blei; Vitriol. Türkise n. Lapis lazuli
in Badachschen u. a. Edelsteine. Steinkohlen; Naphtha, von der man auf der Insel
Tscheleken im Kaspi-See jährlich über 4 Mill. Pfd. gewinnen soll. Salz, fast in
allen Seen u. Steppengewässern; Alaun; Salmiaks. — 2. Technische Kultur.
Wenig Gewerbe bei den Nomaden; die Turkomannen weben Zeuge ans Wolle u.
Kameelhaaren, darunter wasserdichte Regenmäntel, u. Filz aus Ziegenhaaren. Die
Städtebewohner treiben Seiden- u. Wollen-, Baumwollen- u. Schalweberei, Ger-
berei, Pergament-, Seidenpapier-, Stahl-, Gold- u. Töpferwaarenfabrikaiion, Färberei,
Stickerei rc. — 3. Sehr wichtiger, besonders durch die Bucharen getriebener Kara-
wanenhandel mit China, Indien, Persien, der asiatischen Türkei, Rußland ».Sibirien,
wodurch die Produkte Weftturkestans u. der genannten Länder umgetauscht werden.
Von Buchara gehen lange Karawanenzüge ans u. bringen die über Kabul gekomme-
nen Waaren u. Produkte Indiens nach den russischen Grenzorten Orenburg u. Ork.
Khokand sendet seine Karawanen einerseits nach den westlichen Provinzen des chine-
sischen Turkestans, nach Kaschghar u. Jarkand, andererseits nach den russisch-sibirischen
Grenzzollämtern Troizk, Petropawlowsk u. Semipalatinsk. Dabei treibt man auch
einen lebhaften Sklavenhandel mit Kriegsgefangenen u. geraubten Menschen, be-
sonders mit den verhaßten, schiitischen Persern. — 4. Die geistige Bildung steht
auf keiner hohen Stufe. Am gebildetsten siird die Bucharen u. Usbeken. Samarkand
hat eine muhamedanische Hochschule, die im Mittelalter hochberühmt war. Auch in
Buchara sind mehrere höhere, sehr stark besuchte Lehranstalten. Muhamedanische Theo-
logie u. Jurisprudenz, auch Philosophie u. Medicin werden am meisten betrieben.
3. Verfassung n. Verwaltung. Die Staaten Turans bilden unum-
schränkte Erbmonarchien, in denen der Despotismus herrscht u. Staatsnmwäl-
zungen nicht ungewöhnlich, sind. Die Fürsten führen den Titel Khan oder Emir.
Ihre unumschränkte Gewalt ist nur durch den Koran, die Ulomas ss. p, 608] u. das
Herkommen einigermaßen beschränkt.
§. 198.
Die Cintheilung und die bedeutendsten Wohnorte.
1. Das Land der Kara-Kirgisen u. 6er Buruten. 8,000? Qm. Ein fast
unbekanntes, kaltes Bergland mit vielen Schnecbergen n. Alpentriften, am Westab-
hang des Belur u. Thian-Schan. Das Qnellland des Oxus u. Jaxartcs, des
Tal as n. des Tsch ui. Von den völlig unabhängigen, räuberischen Nomadenstäm-
men der Kara-Kirgisen oder der Buruten bewohnt ss. p. 715].
2. Khanat Kunduz. Es besteht ans der Landschaft Tocharistan, dem ehe-
maligen Königreich Badachschan u. einigen andern Alpenganen. Grenzen: im O.
Land der Kirgisen; im N. Darwas n. Hissar; im W. Buchara; im S. Afghanistan,
Kafiristan u. Tschitral. Größe: 3,800 Qm. Berg- u. Hügelland am Nordab-
hang des Hindu-Kuh. Vom obern O.xns u. seinen linken Zuflüssen bewässert.
Einwohner: 400,000. Sehr verödet u. menschenleer. Gruben von Lapis lazuli
u. von Rubinen in Badachschan. Furchtbar verheerendes Erdbeben in Badach-
schan 1832, das sich von hier gegen N. fast über das ganze westturkestanische Alpen-