1856 -
Eßlingen
: Weychardt
- Autor: Völter, Daniel
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Staaten in Arabien. Kultur.
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Waldungen fehlen meistens. An den Küsten sind Fischerei, Schiffbau ».Schiff-
fahrt seil Alters von Bedeutung. Minder wichtig sind Jagd und Bergbau. *) —
2. Arabien ist der antiindustriöseste Centralpunkt der Erde, denn die allgemeine
Abneigung gegen das Handwerk und jede Art von Industrie ist vorherrschend. Doch
verfertigt man Waffen, Kupfer- und Töpfergeschirr und andere gewöhnliche Geräthe.
Baumwollen- und Seidefabriken werden in einigen größeren Städten von Auslän-
dern betrieben. — 3. Lebhafter Karavanenhandel. Nicht unwichtiger Seehan-
del.') — 4. Die geistige Kultur steht auf einer niedrigen Stufe, obgleich es den
noch mehr Mitglieder der verschiedenartigsten schiitischen Sekten, unter denen die
reformatorische Sekte der Wechabiten in der neuesten Zeit die wichtigste Rolle ge-
spielt hat.
s) Physische Kultur. — 1. Wo künstliche Bewässerung und Regen nicht
fehlt, da ist der Boden überaus fruchtbar; der Regen verwandelt sogar die öde
Wüste auf kurze Zeit in üppiges Weideland und macht dem Nomaden einigen Anbau
möglich. Kulturpflanzen: Durra seine Art Hirsej und Dattelpalmen sind die Haupt-
nahrungsmittel; Reis; Weizen; Gerste; Mais; Wein; Oelbäume; indische Feigen-
bäume; Kokospalmen; Pisangbaume; Pistazien; die trefflichsten Südfrüchte und Obst-
bäume; ausgezeichnete Kaffeegärlen im Berglande Dschemens; Zuckerrohr; Baumwolle;
Indigo; Tabak; Mohn; 6at [Catha edfllis], dessen junge Sprossen mau kaut, in
Dschemen rc. — 2. Hausthiere. Treffliche Pferde und Kameele, besonders Drome-
dare, Schafe mit Fettschwänzen und viele Ziegen bilden den Hauptreichthum der Be-
duinen. Esel, Minder und Büffel sind weniger wichtig. Tauben und Hühner in
großer Menge. — 3. Die Waldbäume, welche größere und kleinere Gehölze bilden,
sind Tamarisken, Aloe-, Drachenblut- und Gummibäume sarabifches Gummi von Aca-
cia arabica], Weihrauchbäume [Boswellia papyrifera?] in Hadramaut, Myrrhen-
bäume im Südrand, Balsambäume in Dschemen und im Südraud und andere. Außer-
dem Sennesblättersträuche und andere Arzneigewächse. — 4. Viele wilde Thiere.
Hirsche; Gazellen; Gemsen; Steinböcke; wilde Ziegen; Klippendachse; Hyänen; Scha-
kale; Füchse; Katzen; Löwen; Tiger; Leoparden; Panther; Unzen; Zibethkazen; Affen.
Viele Vögel: Strauße; Adler; Geier; Tauben; Rebhühner; Wachteln; Fasanen; Kie-
bitze; Flamingos; Störche; wilde Enten und andere. Giftige und ungiftige Schlan-
gen; Eidechsen; Salamander. Große Heuschreckenzüge, besonders im Innern. —
5. Großer Fischreichthum der Küsten. Man fängt besonders Haiftsche, deren Finnen,
Schuppen, Haut und Zähne nach China verhandelt werden, Stockstsche, Sardellen,
Makrelen und andere; auch gibt es Wallfische und Robben. Wichtige Perl fisch er ei
im persischen Golf und auch im rothen Meer. Bedeutender Schildkröten fang im
arabischen Meerbusen. — 6. Arabien ist wohl reich an Mineralien, es wird aber
nur wenig Kupfer, Eisen und Blei, dagegen mehr Edelsteine, Schwefel, Salz und
Salpeter gewonnen. Viele Mineralquellen, darunter Thermen, heiße Schwefel-
wasser und andere.
*) Handel. — 1. Der Land- und Seehaudel war einst von großer Wichtig-
keit. Bis zur Entdeckung des Seeweges nach Ostindien wurden alle Waaren Indiens
und Ostafrikas über Arabien und durch den persischen und arabischen Meerbusen nach
Aegypten, Phönicien und Europa gebracht. Noch jetzt ist der Karavanenhandel und
die Schiffahrt, belonders der Küftenhandel, von Bedeutung; doch ist ein großer
Theil des Seehandels in den Händen der Banianen und Europäer. Im Persergolf
nahm der Küstenhandel Ichon seit den ältesten Zeiten die Gestalt der Seeräuberei an,
bis dieselbe durch die Briten 1809 und 1819 vernichtet wurde; seitdem hat sich dort
ein lebhafter Seehandel entwickelt. Besonders aber blüht er in Oman, wo Mas-
kat der Mittelpunkt ist. Im rothen Meere war er einst von außerordentlichem Um-
fange. Noch jetzt ist dasselbe von zahlreichen Kaffeeschiffen befahren und in neuester Zeit
der Weg für die britische Dampfschiffahrtslinie von Bombay nach Suez geworden. Die
Vollendung der Eisenbahn von Alexandrien über Kairo nach Suez und die Durch-
stechung des Isthmus von Suez vermittelst eines Kanals wird die alte Seestraße des
rothen Meeres in künftigen Jahren ungemein beleben und manchen Hafcnort an der
West- und Südküste Arabiens wieder emporbringen. Zahlreiche Karavanenziige,
deren Richtung von Brunnen und günstigen Lagerplätzen abhängig und daher seit
alten Zeiten immer dieselbe geblieben ist, die aber viel von räuberischen Beduinen-
horden zu leiden haben und oft schweren Tribut an dieselben zahlen müssen, durch-
ziehen Arabien nach allen Richtungen. Am wichtigsten sind die Pilgerwege sh adsch-