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1. Besonderer Theil - S. 1002

1856 - Eßlingen : Weychardt
1002 Fünfte Abtheilung. Australien. nämlich über die wirklich kolonisirten oder zur Kolonisation bestimmten Landstriche. In diesem Gebiete haben sich seit 1788 Europäer niedergelassen, deren Zahl nament- lich seit den letzten Jahren sehr schnell zunimmt und sich gegenwärtig auf 600,000 belaufen mag. Sie sind, bis auf ungefähr 8,000 in Victoria und besonders in Süd- anstralien angesiedelte Deutsche, fast nur Engländer, Schotten und Ir- länder. 2. Diese Kolonisten sind theils Protestanten, theils Katholiken. Von den ersteren gehört die größere Zahl der episcopalen Kirche an, die in Sidney, New- castle, Melbourne u»d Adelaide Bischöfe hat; außerdem gibt es schottische Pres- byterianer, wesleyanische Methodisten. Congregationalisten, Bap- tisten und deutsche Lutheraner in Südaustralien. Katholiken sind besonders in Nen-Süd-Wales und Van-Dicmeus-Land häufig; sie haben einen Erzbischof in Sid- ney, und Bischöfe in Adelaide und Perth. Die Zahl der Kirchen und Pfarrer ist jedoch bei dem zerstreuten Leben der Kolonisten viel zu gering. 3. Ein nicht geringer Theil der Bevölkerung von Nen-Süd-Wales und Van- Diemens-Land besteht ans Nachkommen von deportirten Verbrechern [Couvictss. Für die Aufnahme von solchen Verbrechern, die auf eine Reihe von Jahren oder auf Lebenszeit aus dem Muttcrlande verbannt wurden, sind die Kolonien von Nen-Süd- Wales und Vau-Diemens-Land ursprünglich angelegt. Seit 1843 ist auf die drin- genden Forderungen der Kolonisten die Uebersiedlung von Verbrechern nach Nen-Süd- Wales von der Negierung eingestellt, damit die Einwanderung der freien Einwohner nicht gehindert werde. Auch auf Vau-Diemens-Land ist das tzeportationssystem im Jahre 1852 zu Ende gegangen. Dagegen ist Westaustralicn neuerdings zu einer Ver- brecherkolonie geworden. Die bessern Verbrecher wurden als Diener, Arbeiter und Hirten a» die Kolonisten vergeben und konnten sich zuweilen auch als Kolonisten nie- derlassen; die Widerspenstigen und Unruhigsten wurden in besondern Strafabtheilungcn 'vereinigt und mußten für die Regierung bestimmte Arbeiten verrichten. Für die Aller- schlimmsten waren besondere Verbrechcrkolonien [Penalstationens gegründet, wo sie, von allen Einwohnern getrennt und der strengsten Zucht unterworfen, ganz für sich lebten. Gegenwärtig bestehen Penalftationen am Port Arthur und auf der Insel Norfolk. Die Deportirten haben durch ihre Arbeit allerdings znm Wohlstände und zur Blüthe der Niederlassungen beigetragen, aber auch jene Nnsittlichkeit und jene Masse von Lastern und Verbrechen erzeugt, wodurch sich namentlich Nen-Süd- Wales und Van-Diemens-Laud vor den meisten Ländern der Erde auszeichnet. 4. Alles Land ist entweder Privateigenthum oder Kronland. Letzteres wird in größeren Stücken in öffentlichen Versteigerungen verkauft zu dem geringsten Preise von 1 Pfd. St. für den englischen Morgen s^ores. Außerdem wird zur Beförde- rung der Viehzucht unverkauftes Land von der Regierung verpachtet. Die Kolonisten leben theils aus eigenen Landgütern [karw8s, theils ans den sogenannten Stationen. Letztere sind gewöhnlich entlegene, weit von einander entfernte, gepachtete Kronlände- reien, ans denen einige Hirten wohnen und die Heerden der Besitzer beaufsichtigen. Die von den Kolonialregierungen beabsichtigten Gründungen von Dörfern und Städten gelingen nur mit Mühe. Von Bedeutung sind bis jetzt nur die Handel * treibenden Küstenstädte. §. 320. Die Kultur. 1. Physische Kultur. — 1. Der Ackerbau ist nicht so bedeutend, als die Vieh- zucht, doch wenden die Kolonisten jetzt größeru Fleiß ans denselben, als früher. Haupterzeugnisse: Weizen; Mais; wenig Roggen; etwas Gerste und Hafer; Kartoffeln; Flachs und Hanf; Tabak in Nen-Süd-Wales. — 2. Der Obstbau ge- winnt an Umfang. Südfrüchte gedeihen in den Küstenebenen, die Fruchtbäume Mitteleuropas auf den Hochebenen von Neu-Süd-Wales und Vau-Diemens-Land- 3. Der Weinbau in Neu-Süd-Wales, Südaustralien und Victoria ist um so wich- tiger, weil das Branutweintrinken eine Schrecken erregende Ausdehnung erreicht hat.— 4. Die Hauptbeschäftigung ist in dem wiescnrcichen Lande die Viehzucht, hauptsäch- lich die Schafzucht. [16 Mill. Schafe. Ueber 2 Milt. Rindvieh. 400,000 Pferde. Zie- gen. 1 Mill. Schweine. Geflügels.— 5. Wichtige Fischerei. Die Hauptstädte aller Ko- lonien nehmen am Walfischsange im stillen Ocean Antheil und derselbe Fang wird
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