1. Bd. 1
- S. 16
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Einleitung.
ersteren Falle total oder im letzteren partial ist. Wenn der
Mittelpunkt des Mondes durch den Mittelpunkt des Erdschattens
geht, so ist die Mondsinsterniß central. Steht der Mond in
gerader Linie zwischen der Erde und der Sonne (welches nur zur
Zeit des Neumondes geschehen kann), so geht er dann vor der
Erde vorüber, wirft seinen Schatten gegen die Erde und entzieht
dadurch einem Theile derselben das Sonnenlicht, welches man eine
Sonnenfinstern iß nennt, die gleichfalls entweder total oder
partial ist, je nachdem vom Monde die Sonnenscheibe entweder
ganz oder nur zum Theil verdeckt wird. Beide Arten der Son-
nenfinsternisse können central seyn. Der Ausdruck Sonnensin-
sterniß ist eigentlich unrichtig, und man sollte dafür Erdsinsterniß
sagen; denn es wird nicht die Sonne, sondern die Erde ver-
finstert.
Aber wie kommt es, daß auf diese Art nicht jeder Vollmond
von einer Mondsinsterniß, nicht jeder Neumond von einer Son-
nensinsterniß begleitet ist? Lage die Mondbahn mit der Ekliptik
in einerlei Ebene, so würde dies allerdings der Fall seyn. Die
Bahn des Mondes aber weicht von der Ekliptik im Mittel um
fast 6 Grad ab, und durchschneidet dieselbe nur in zwei Punk-
ten, welche Knoten genannt werden. Bloß in dem Falle also,
wenn der Mond zur Zeit des Vollmondes oder zur Zeit des Neu-
mondes genau in dem Knoten oder wenigstens sehr nahe dabei
steht, kann eine Mond- oder Sonnensinsterniß Statt finden. Ist
aber dies nicht der Fall, so geht der Mond entweder über oder
unter dem Erdschatten, über oder unter der Sonne weg, und es
erfolgen keine Finsternisse.
Auf der uns beständig zugewandten Seite des Mondes er-
blicken wir schon mit bloßen Augen hellere und dunklere Theile.
Durch Fernrohre hat man entdeckt, daß jene Flecken wirkliche Un-
gleichheiten auf der Oberflache des Mondes, also Berge, Thaler
und andere große Vertiefungen sind. In frühern Zeiten hielt
man die dunklern Stellen für Meere und Seen, weil das Licht
vom Wasser nicht so lebhaft zurückgeworfen wird, als von dem
festen Lande, welches man sich unter den Hellern Gegenden dachte.
Die neuesten Beobachtungen haben indeß gezeigt, daß jene dunkeln
Stellen kein Wasser seyn können, und daß es allem Anscheine
nach auf dem Monde (wenigstens auf der uns zugekehrten Halste)
überhaupt kein Wasser gebe. Vielmehr sind die dunklern Stellen
weit ausgebreitete Ebenen, welche bloß in Vergleichung mit den viel
höher liegenden, sehr ansehnlichen Gebirgsketten, Bergrücken und
Bergspitzen, in einem blassern Lichte erscheinen. Unter den vielen
Mondflecken fallen vorzüglich die kleinen fast unzähligen runden auf,
welche meist mit einem glanzenden Ringe eingefaßt sind. Man
nennt die letztern Ringgebirge. Von der Mondscheibe hat man
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