1. Bd. 1
- S. 32
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Einleitung.
mittelbar z. B. aus dem Laufe der fließenden Gewässer wahrge-
nommen werden kann. Die Höhenzüge sind Wasserscheiden,
d. h. sie scheiden sowohl die fließenden Gewässer, die in ein Meer-
gehen von denjenigen, die einem andern Meere zufallen — als
auch das Gebiet des einen Stroms von dem Flußgebiete eines an-
dern. Die Wasserscheidung folgt nicht immer den höchsten Punk-
ten eines Gebirgszugs, sondern oft ist der Zug der Wasserscheide
völlig verschieden von dem Zuge des Gebirges selbst, und öfters lie-
gen die höchsten Gipfel einer Gebirgskette ganz außerhalb der Was-
serscheide, die auf einer nur mittlern Erhebung derselben fortzieht,
ja zuweilen in einem ganz unansehnlichen Landrücken besteht.
§. 24. An den Wasserscheiden beginnt das Fließen des Was-
sers als Quelle und Bach. Quellen sind die Ausgange oder
Ausbrüche des unter der Erdoberfläche befindlichen Wassers, dessen
weiteres Fortströmen nach tiefer gelegenen Punkten der Umgebung
einen Bach bildet. Aus der Vereinigung mehrerer Bäche entsteht
ein Fluß, welcher, wenn er durch viele andere Flüsse ansehnlich
vergrößert worden ist, und zuletzt ins Meer sich ergießt, Strom
genannt wird. Unter Küstenflüssen versteht man solche, welche
in der Nahe der Meeresküsten entstehen und nach einem kurzen
Laufe ins Meer sich ergießen. Auch werden die Flüsse in Haupt-
und Nebenflüsse eingetheilt. Hauptflüsse heißen diejenigen,
in welche mehrere Flüsse laufen; Nebenflüsse sind die, welche hin-
ein fließen. Die Vertiefung, in welcher das Wasser eines Flusses
lauft, wird das Bette, sein Boden der Grund, seine Ränder
oder Seitenwande die Ufer (rechtes Ufer, welches von der
Quelle an gesehen zur Rechten, und linkes, welches zur Linken
liegt), und sein Ausfluß in einen andern Fluß, See oder Meer die
Mündung genannt. Theilt sich ein Fluß in mehrere Abflüsse,
so heißen diese Arme, und wenn sie nicht wieder mit demselben
sich vereinigen, sondern ihre eigene Mündung haben, Mün-
dungsarme; und die dadurch gebildete inselartige Mündungsge-
gend nennt man ein Delta. Fließt ein Fluß auf seinem Laufe
über einen schroffen Abhang, so bildet sich durch das Hinunterstür-
zen desselben ein W a sse r f a l l, Katarakt. Fließt er dagegen über
felsigen Boden ohne Sturz, aber doch mit bedeutendem Gefalle, so
entstehen Stromschnellen. Unter dem Gebiete eines Flusses
oder Stroms versteht man den ganzen Landstrich, welcher von ihm und
allen seinen Nebenflüssen, so wie deren Nebenflüssen und Nebenbachen
eingenommen wird. Das größte Stromgebiet unter allen Flüssen
auf der Erde hat der Amazonenfluß oder Marañon in
Amerika, nämlich von 88,400 Qm. Ihm am nächsten kommt
der la Plata, dessen Stromgebiet 71,700 Qm. einnimmt. In
Asien hat der Obi oder Ob, in Afrika der Nil und in Europa
die Wolga oder da diese eigentlich ein zum Theil Asiatischer Fluß
ist, die Donau das größte Flußgebiet. Das Flußgebiet des Ob