1. Bd. 1
- S. 46
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
r
/ . v . . . ■
46 Einleitung.
fitsten von Europa, Asien und Amerika und stößt südlich an den
westlichen oder Amerikanischen und vcm den großen Ozean, mit
welchem letztem es durch die Behringsstraße zusammenhangt. Es
enthalt viele, zum Theil große Inseln, z. B. Spitzbergen, Nowaja-
Semlja, Grönland rc., und hat folgende bemerkenswerthe Theile,
nämlich das Karische Meer, das weiße Meer, die Baf-
finsbai, richtiger das Bassins-Meer genannt, das an der
Westseite durch den Lancastersund^und die Barrowsstraße
mit dem übrigen- Eismeere und auf der Südseite durch die weite
Davisstraße mit dem Atlantischen Ozeane in Verbindung steht.
Eine, merkwürdige Erscheinung des nördlichen Eismeeres ist das so-
genannte Treibholz. Man versteht darunter-Stämme von Tan-
nen,-Fichten tmb andern Nadelhölzern,, welche zu allen Jahreszei-
ten, hauptsächlich im Winter an. die Küsten des Eismeers ange-
trieben werden. Es sind große, mit der Wurzel ausgerisiene Bau-
me, ganz von Aesten und Rinde, entblößt, von großen Holzwür-
mern durchfressen, häufig auch stellenweise verbrannt (letzteres wahr-
scheinlich eine Folge heftiger Reibungen und daraus entstandener
Selbstentzündungen). Dieses Treibholz wird, nachdem es getrock-
net ist, von den Bewohnern der Eismeerlander zum Brennen und
auch wohl zum Bauen gebraucht, und ohne diests Treibholz wür-
den diese Gegenden im Winter gar nicht zu bewohnen seyn. Wo-
her dieses Treibholz komme, weiß man noch zur Zeit nicht mit
völliger Bestimmtheit anzugeben. Von den Küsten des Eismeeres
selbst kann es nicht losgespült worden seyn, da diese, etwa Norwe-
gen ausgenommen, fast stets in Schnee und Eis gehüllt sind, und
nur hier und da einiges Gesträuch, nirgends aber Baume, zumal
von solcher Größe haben. Wahrscheinlich kommt es aus den südlichern
Gegenden des nördlichen Asiens und Amerika's, wo die Baume
durch die großen Ströme bei den Thaustuthen des Frühlings losge-
rissen und ins Meer geschwemmt werden. — Das südliche
Eismeer hat den Südpol zum Mittelpunkte, und nimmt nicht
allein die südliche kalte Zone ein, sondern erstreckt sich auch noch
in die südliche gemäßigte Zone bis zum 60sten Grade der Breite.
Beide Eismeere, sowohl das nördliche als südliche enthalten große
Eismassen, und sind wegen dieser großen Eisanhäufungen am we-
nigsten untersucht und bekannt, vornehmlich das südliche Eismeer,
worin man bis jetzt nur wenige Inseln kennt, sämmtlich von ei-
nem abschreckenden Ansehen und fast ohne alle Vegetation, darun-
ter wir nur Neusüdshetland namentlich erwähnen, das 1819
entdeckt und anfangs für einen Theil eines großen Festlandes ge-
halten wurde, nach spätern Untersuchungen aber nur eine Insel-
gruppe zu seyn scheint.
Der westliche oder Amerikanische Ozean stößt nörd-
lich an das nördliche und südlich an das südliche Eismeer, und
wird östlich von Europa und Afrika und westlich von Amerika um-