1. Bd. 1
- S. 81
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Einleitung.
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In der Liturgie weichen sie weniger, als die übrigen monophpsiti-
schen Partheien von der Griechischen Kirche ab. Cie verehren die
Jungfrau Maria als Mutter Gottes, beten Heilige und Bilder
an, und haben Manns- aber keine Frauenklöster. Ihr vornehm-
ster Patriarch, der seit dem fünfzehnten Jahrhunderte allemal Ig-
natius heißt, führt den Titel von Antiochien, wohnt aber zu Diar-
bekr in der Asiatischen Türkei, in welcher auch ihre meisten An-
hänger leben. Viele Jakobiten haben sich mit der Römischen
Kirche vereinigt, und werden mit den gleichfalls vereinigten Resto-
rianern, Chaldäer genannt. Die Gewohnheit der Beschneidung
vor der Taufe und die Lehre von der einen Natur Christi haben
sie mit den Kopten und Abyssiniern, die sich von ihnen trennten,
gemein.
Muhamedaner,' Mohamedaner, Mahomedaner
sind eine besonders in Asien und Afrika stark verbreitete Religions-
parthei, deren Zahl gegen 120 Millionen betragen kann. Sie
verdanken ihren Namen Muhamed oder von Andern auch Moha-
med i Mahomed genannt, der 569 in Arabien zu oder bei Mekka
geboren war und in dem üosten Jahre seines Alters zu Mekka
als Stifter einer neuen Religion auftrat, indem er sich für einen
Propheten und Gesandten Gottes ausgab. Von da durch seine
Gegner vertrieben, siüchtete er 622 nach Medina, gleichfalls eine
Stadt in Arabien. Von dieser berühmten Flucht, welche die Mur
hamedaner Heg ir a oder He d sch r a nennen, beginnen sie ihre
Jahresrechnung. Muhamed, welcher sich zur Verbreitung seiner
Lehre, der Gewalt der Waffen bediente, unterwarf sich zuletzt ganz
Arabien, und starb 635 zu Medina, wo man noch sein Grabmahl
zeigt. Seine Lehre nannte er Islam, d. h. seligmachenden
Glauben oder Ergebung, weil er seine Religion in gänzliche
Unterwerfung unter Gott setzte; und davon heißen seine Anhän-
ger M o s l e m i m , d. i. Gläubige, woraus durch Corruption
„Muselmänner" gebildet worden ist. Der Islam ist ein Ge-
misch von jüdischen und christlichen Lehren, mit einigen Zusätzen
der natürlichen Religion. Koran heißt das Religionsbuch des Is-
lams, gleichsam die Bibel der Muhamedaner, das Muhamed, nach
der Tradition/vom Engel Gabriel empfing. Einige der Haupt-
lehren sind: es ist nur ein Gott (Allah) und Muhamed ist sein
Prophet; durch einen absoluten Rathschluß Gottes sind alle Men.
schen zum Leben oder zum Tode bestimmt, und keiner kann sein
Lebensziel weder verlängern noch verkürzen; es ist ein Leben nach
dem Tode, wo sich die treuen Verehrer Allahs ein Paradies voll
der sinnlichsten Genüsse und wollüstigsten Wonne zu versprechen
haben; Almosen zu geben hat ein großes Verdienst; der Genuß
des Weins ist nicht verstattet; Vielweiberei ist erlaubt; öfteres
Beten, Fasten und Wallfahrten nach Mekka sind vorgeschrieben;
die Beschneidung wird als wesentliches Stück betrachtet; der Frei»
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