1. Bd. 1
- S. 110
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Spanien.
Stifters war; unglücklicherweise fehlte es aber dem Baumeister an
den erforderlichen Kenntnissen und Talenten. 4200 Arbeiter wa-
ren Jahre lang an diesem Bau beschäftigt, der von 4 717 bis 1731
mit einem Kostenaufwands von 20 Millionen Gulden vollendet
wurde. Das Gebäude bildet ein Viereck, 760 F. lang und 670 F.
breit, und besteht aus einer Kirche; zwei Pavillons zu beiden Sei-
ten der Kirche, davon der eine für die königl. Familie, der andere
für den Patriarchen' und die Domherren bestimmt ist und aus dem
Kloster. Das ganze Gebäude enthält 866 Zimmer und 5200 Fen-
ster und Thüren; und 58 Bildsäulen von Carrarischem Marmor
verzieren es. Die prachtvolle ganz von Marmor aufgeführte Kirche
mit zwei hohen Glockenthürmen, zwischen welchen sich die Kuppel
erhebt, und mit einem Glockenspiele von 160 Glocken, welches al-
lein eine Million Gulden gekostet haben soll, ist mit Gold, Silber
und Edelsteinen reichlich geschmückt; die 6 Seitenkapellen und ihre
Altäre sind mit Kostbarkeiten angefüllt; der Werth der silbernen
Statue am Hochaltare wird auf eine halbe Million Gulden ange-
geben. Jede Seite der Kirche enthält 3 Orgeln. Der königl. Pa-
villon bietet in seinen vielen Zimmern hinlänglichen Raum zur
Unterbringung eines bedeutenden Gefolges dar. Das Kloster ent-
hält 300 Mönchszellen, 2 Bibliotheken, davon die eine 70,000
Bände stark seyn soll, und ein Gymnasium. Die weitläufigen
Gärten, welche hinter dem Gebäude liegen und großentheils aus
dem Felsen gehauen werden mußten, sind sehr reich an ausländi-
schen Gewächsen, welche der Stifter mit großen Kosten aus seinen
außereuropäischen Besitzungen kommen ließ. Mafra ist von Lissa-
von 5 Meilen entfernt.
Spanien.
Dieses Land, das die Römer Hispania, und die Römi-
schen Dichter, weil es am westlichsten Ende der damals bekannten
Erde lag, Hesperia (Abendland) und die Griechen, nach seinen
ältesten Bewohnern, den Jberiern, Iberia nannten, begriff da-
mals auch Portugal oder Lusitanien, und war von Völkern des
Celtischen Stammes, den Jberiern und Kantabriern bewohnt. Zu-
erst legten die Phönizier an der Südküste Spaniens, und nach ih-
nen die Karthaginenser,-Handelsniederlassungen und Kolonien an;
ja den letzten gelang es, sich in den Besitz des ganzen Landes zu
setzen; bis die Römer, diese unversöhnlichen Feinde derselben, sie
daraus verjagten, und den südlichen und mittleren Theil Spaniens
ihrer Herrschaft unterwarfen; nur der nördliche Theil, damals Cel-
tiberia genannt, blieb von der Römischen Herrschaft frei. Seit
dem Anfange des fünften Jahrhunderts, bei dem Verfalle des Rö-
mischen Reichs, drangen nordische Völker, Alanen, Vandalen, Sue-
ven und Westgothen in Spanien ein, und setzten sich nach und