1. Bd. 1
- S. 264
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Niederlande.
der Rhein Deutschland und gelangt in das Königreich der Nieder«
lande, wo der bisher ungetheilte und majestätische Strom vielfach
sich theilt und immer schwacher wird. Er theilt sich nämlich zuerst
in den nördlich fließenden Arm, welcher unter dem Namen Rhein
seinen Lauf nach Arnheim nimmt — und in den südlichen Arm,
welcher die Waal heißt. Seit 1720 aber hat man von der Waal
aus bei dem Dorfe Pannerden einen Kanal gegraben, wodurch
das alte Bette des Stromes nun größtentheiis vertrocknet ist; durch
welchen Pannerdenschen Kanal jetzt die Gewässer des Rheins, nach-
dem sie sich von der Waal getrennt haben, nach Arnheim fortflie-
ßen. Doch ehe dieser Rheinarm dahin kommt, theilt sich derselbe
wieder und bildet die sogenannte neue Assel (eigentlich ein Ka-
nal, den der Römische Feldherr Drusus graben ließ), die sich bei
Doesburg mit der alten Assel vereinigt und zuletzt sich nach einem
Laufe von 25 Stunden, unterhalb Campen in den Zuydersee er-
gießt. Von Arnheim bis Wageningen und Rhenen vorbei bleibt
der Name Rhein, aber hierauf heißt der Fluß Leck. In der
Nähe von Wyk by Duurstede, von wo sonst dieser Rheinarm mir
vollem Strome nach Utrecht floß, geht jetzt nur noch ein sehr schwa-
cher Arm, der krumme Rhein genannt, dahin. Binnen ge-
genüber ist schon vor mehrern Jahrhunderten aus dem Leck ein
Kanal gegraben worden, welcher bei Rheinhusen vorbei nach Utrecht
geht, und gewöhnlich die Va art heißt, auf welchem beträchtliche
Schiffe nach Utrecht und von da weiter nach Amsterdam gelangen
können. Unterhalb Binnen sondert sich wieder ein kleiner Arm
ab, den man die Holländische Assel nennt, die in der Ge-
gend von Asselmonde, 1 Meile oberhalb Rotterdam, sich in den
Theil der Maas ergießt/ welcher die Merwe heißt. Der Leck
geht weiter bei Schoonhoven vorbei und vereinigt sich oberhalb
Erimpen op de Leck mit der Maas oder Merwe. Von dem Rhein-
arm, der nach Utrecht gelangt ist, geht abermals ein Arm ab,
welcher die Vecht genannt wird und sich nach einem achtstündigen
Lause bei Muyden in den Zuydersee ergießt. Der übrige Rhein
fließt, unter dem Namen dev alten Rheins, nach Leyden, wo
er beinahe einem Graben ähnlich sieht. Bei Rhynsburg vor-
bei kommt endlich dessen kleines Gewässer nach Katwyk op Rhin
(3 Stunden von Leyden), wo er eine halbe Stunde davon sich noch
zu Anfange dieses Jahres in den Sand verlor, indem die entstan-
denen Dünen den bei Katwyk op Zee befindlichen Ausfluß des
Rheins in das Meer verstopft hatten. Da auf solche Weise ein
großer Theil dieses Rheingewässers sich durch den Sand durchsin-
tern mußte und dadurch in den für Holland, so ungemein wichti-
gen Dünen große Verheerungen anrichtete: so haben die Holländer
vor etwa 20 Jahren die Dünen östlich von diesem Dorfe durch-
brochen und durch einen breiten -und tiefen Kanal, dem alten
Rhein einen Abfluß in das Meer verschafft. Damit sowohl der