1. Bd. 1
- S. 290
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Belgien.
eine doppelte schneckenförmige Treppe von 230 Stufen führt, wo
sich ein 60 F. hoher Pfeiler erhebt, der einem 12 F. hohen und
21 F. langen Löwen von Gußeisen zum Fußgestelle dient. Dieses
Monument bezeichnet den Ort, wo der Prinz von Oranien im
rühmlichen Kampfe für die Freiheit und sein Königreich verwundet
ward. Dicht an der Chaussee von Waterloo nach Gemappe steht
ein Obelisk zur Erinnerung an die tapfern Hannoveraner, welche
bei der Vertheidigung von la Haye sainte sielen, woran man die
Worte lieft: „Dem. Andenken ihrer Waffengefährten, welche in
der ewig denkwürdigen Schlacht vom 18. Iunius 1815 den Hel-
dentodt hier starben." Gegenüber auf der andern Seite der Chaussee
steht eine Säule zum Andenken des hier gebliebenen Adjutanten
Wellingtons, des Obristlieutenants Gordon. Eine Schwester und
fünf Brüder, welche den in der Jugendblüthe gefallenen Helden
beweinen, setzten ihm dieses Ehrendenkmal, wie eine Französische
und Englische Inschrift besagt. Ferner stehk bei der Kirche von
Planchenoit ein 1818 vom Könige von Preußen errichtetes Eh-
rendenkmal der Helden, welche hier blieben, nämlich eine 25 Fuß
hohe Eisenpyramide mit dem Kreuze, auf einem Fußgestelle von
blauem Stein.
Antwerpen. Von der Schelde, die hier eine Breite von
2160 F. hat, und sehr tief ist, gesehen, bietet die Stadt einen
herrlichen Anblick dar, besonders gehoben durch den hohen und
künstlichen Thurm der Domkirche. An der äußersten linken Seite
erblickt man die berühmten Bassins, an der rechten die Citadelle
und gerade vor sich durch die vielen Schiffe hindurch die Masse
der Häuser, wesentlich verschieden in der Bauart von den Hollän-
dischen. Die berühmten Bassins oder großen Wasserbecken, die
mit Quadersteinen ausgemauert und vermittelst Schleußen mit der
Schelde verbunden sind, wurden auf Napoleons Befehl 1804 mit
ungeheuren Kosten zu bauen angefangen und hatten einen doppel-
ten Zweck. Einmal sollten sie dazu dienen, den hiesigen Seehan-
del zu heben; zweitens sollten sie für die Französischen Kriegsschiffe
in diesen Gewässern in allen erdenklichen Fällen ein sicherer Zu-
fluchtsort seyn. Wirklich galten sie auch für Meisterstücke der
Wasserbaukunst, zumal da sie an 30 F. Tiefe haben und also
für die größten Schiffe tief genug sind. Oestlich und nördlich sind
dieselben mit Packhausern, Waarenlagern und Kaufmannsgewölben
umgeben, in denen man alles findet, was zur Ausrüstung eines
Schiffes erforderlich ist. Auch sind diese Bassins mit herrlichen
Kaien eingefaßt, auf welchen den ganzen Tag die größte, lebhafte-
ste Thätigkeit herrscht. — Die an der Südseite der Stadt gele-
gene, ein Fünfeck bildende starke Citadelle ist durch die tapfere Ver-
theidigung der Holländer unter Chasse' im Jahre 4852 und durch
die mit vielen Beschwerlichkeiten verbundene Belagerung von Sei-
ten der Franzosen und erfolgte Eroberung, nachdem sie zu einem