1. Bd. 1
- S. 291
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Schweiz.
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Schutthaufen zusammengeschossen war, allen Zeitungslesern bekannt
geworden. — Ueber alle Gebäude Antwerpens erhebt sich die Dom*
kirche mit ihrem künstlichen Thurme. Diese Kirche, deren Vau
1422 begonnen und binnen 96 Jahren vollendet wurde, ist 500
Fuß lang und 240 F. breit. Ihr Gewölbe wird von 125 Säulen
getragen. In dieser Kirche findet man treffliche Gemälde und die
Fenster haben herrliche Glasmalereien. Die Höhe des äußerst zier-
lich gebauten Thurms wird von Einigen auf 580 von Andern auf
446 F. angegeben. Im letztern Falle würde er also höher als der
berühmte Straßburger Münster seyn.
Die Schweiz.
Dieses Land hieß vor der christlichen Zeitrechnung, nach sei-
nen ersten bekannten Bewohnern, den Helvetiern, Helvetia
oder Helvetien. Sie waren ein Stamm der Gallier, und bil-
deten schon zur Zeit des Römischen Feldherrn Julius Casar, eine
Art von Staatenkörpcr, worin die Druiden oder Priester viele
Gewalt besaßen. Sie waren Hirten, hatten ihr Land in 4 Haupt-
gauen getheilt, und wohnten zum Theil in Ortschaften vereint.
Ihr Vorhaben, in Gallien einzuwandern, wohin sie mit der gan-
zen Volksmasse vordrangen, ward durch den Sieg, welchen Casar
über sie davontrug, vereitelt, und der geringe Ueberrcst der Ueber-
wundenen sah sich genöthigt, nach ihrem Vaterland zurückzukehren.
Sie kamen nun unter Römische Herrschaft, unter welcher Land-
wirthschaft, Kunstfleiß, Handel und gesittetere Lebensart sich ver-
breiteten. Als aber das Römische Reich in Verfall geriet!) und
von wilden Horden nordischer Barbaren allmablig zerstückelt und
aufgelöset wurde: da hatte Helvetien gleiches Schicksal mit ande-
ren Theilen dieses großen Reichs. Daher drangen auch im fünf-
ten Jahrhunderte nach Christi Geburt dergleichen Volkshaufen in
Helvetien ein, namentlich Burgunder, Alemanen und Ost-
gothen, und bemächtigten sich des Landes. Allein es währte
nicht lange, so setzten sich die Franken, dieses mächtige germa-
nische Volk, in den Besitz von ganz Helvetien. Bei der Theilung
des Fränkischen Staates kam Helvetien an das Deutsche Reich,
welches jedoch darin wenig zu befehlen hatte, indem nach und nach
vielte geistliche und weltliche Herren sich den Besitz großer Landes-
thelle zu verschaffen gewußt hatten, die das Volk sehr drückten,
Unter diesen weltlichen Herren waren auch die Grafen von Habs-
bürg, die viele Besitzungen in Helvetien hatten. Einer derselben,
Rudolph mit Namen, der Stammvater des Oesterreichischen Hau-
ses wurde von den 5 Landern Uri, Schwyz und Unterwal-
den zu ihrem Schirmer und Hauptmann erwählt; und als dieser
1273 Deutscher Kaiser wurde, bestellte er Reichsvögte. Sein Sohn,
Kaiser Abrecht I. wollte diese Länder gänzlich unterjochen und zu
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