1. Bd. 1
- S. 340
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Italien.
Herzogthum gleiches Namens und das Herzogthum Modena be-
kam die Gemahlin Napoleons Marie Luise auf Lebenszeit. Seit-
dem besitzt Frankreich nichts mehr von Italien, dessen sämmtliche
Staaten mehr oder weniger unter Oesterreichischem Einflüsse sich
befinden. Die Versuche, die von der in Italien verbreiteten poli-
tischen Gesellschaft der Earbonaris gemacht wurden, Italien zu
einer größern Freiheit und Selbstständigkeit zu führen, sind sämmt-
lich gescheitert; doch befindet sich Italien noch immer in einem
Zustande der Aufregung und Unruhe, deren offene Ausbrüche
Oesterreichs Macht.verhindert.
Der Lago maggiore oder der lange See ist einer der
größten Seen Italiens. Sein oberer Theil, auch Lokarner
See genannt, gehört zum Schweizerischen Kanton Tessin, seine
Westseite zu Sardinien und seine Ostseite zur Lombardei. Seine
Lange beträgt 9 und seine größte Breite 1 !4 Meilen, seine Tiefe
1100 bis 1800 Fuß. Er wird von dem Ticino durchflossen und
enthält die bekannten Borromäischen Inseln, deren nähere
Beschreibung wir auf den Sardinischen Staat versparen. Die
Ufer dieses Sees wechseln auf die mannigfaltigste Art; hier die
Wildheit der Alpenwelt, dort alle Lieblichkeit des Italienischen
Himmels. Diese Mannigfaltigkeit seiner Ufer verdankt er den ho-
hen Bergen, die ihn fast von allen Seiten umgeben, sich aber
nach Süden zu allmahlig in sanfte Hügel verflächen. Ueberhaupt
bilden die Gegenden um den Lago maggiore eine höchst reizende
Landschaft, wo hohe Berge mit schönen Hügeln und hübschen Ort-
schaften, Landhäusern, Weinbergen, Gärten, Kastanienwäldchen,
Alleen wechseln und wo mehrere in den See sich ergießende Flüsse
und Bergbäche die schönsten Wasserfälle machen. Vornehmlich ist
die Toccia oder Tofa durch ihren prachtvollen Wasserfall be-
merkenswerth, den sie in einem engen, von steilen Felsen umschlos-
senen Thale bildet, die von dunkeln Tannen und Lerchenbäumen
beschattet, eine schauerliche Wildheit verbreiten. In drei Fallen
stürzt hier die Tosa 400 Fuß eine Wassermasse herab, die nur
von dem Rheinfalle an Fülle übertroffen wird.
Der Comersee ist gleichfalls einer der größten Seen Ita-
liens und im Umfange der Lombardei eingeschlossen. Er hat eine
Lange von 7 und eine Breite von einer halben Meile und wird
von der Adda durchströmt. Bei Bellaggio theilt er sich gabel-
förmig in zwei Arme, von denen der südwestliche sich bis Como
erstreckt, der südöstliche unter dem Namen des Sees von Lecco,
bei dem Flecken Lecco sich endet, der an der Südspitze liegt, wo
die Adda wieder ausfließt. Die Ufer des Comersees sind ausge-
zeichnet schön. Er liegt nämlich zwischen hohen Bergen, deren Fuß
und Abhange mit zahllosen Dörfern und schönen Landhäusern oder
Villen, mit Feigen-, Oliven-, Cypressen- und Lorbeerbäumen