1. Bd. 1
- S. 419
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Königreich bei der Sicilien.
sche, Griechen und Araber um den Besitz jener schönen Lander.
Wahrend dieser unruhigen Zeiten landeten '4016 Normannische
Abenteurer aus Frankreich in Salerno, einer Stadt Neapels, und
wurden, weil sie einen Haufen Saracenen in die Flucht geschlagen
hatten, von den Einwohnern mit Geld und Ehren überhäuft.
Von nun an strömten zahlreiche Schwarme von Normännern nach
Unteritalien. Anfangs standen sie den Griechen, die ihre Ein-
wanderung begünstigten, gegen die Araber bei, machten sich aber
bald selbst zu Herren von Apulien, welches Land einen großen
Theil Unteritaliens begriff. An der Spitze dieser Normänner
standen unter andern auch Robert Guiscard und Roger,
wovon jener sich 1059 zum Herzog von Apulien und Calabrien,
dieser zum Grafen von Sicilien machte. Nachdem mit dem Sohne
dieses Robert Guiscard die Herzoge von Apulien und Calabrien
ausgestorben waren, vereinigte Roger Ii., Graf von Sicilien,
der unterdeffen auf dieser Insel die Saracenen ganz überwältigt
hatte, im Jahre 1127 alle Normannische Eroberungen unter
dem Titel eines Königs von Sicilien, Apulien und Calabrien,
und um ihnen ein rechtliches Ansehen zu geben, erkannte er seine
Staaten als Lehn des Pabstes an, wurde von demselben 1130
als König von Sicilien bestätigt, und ließ sich zu Palermo, dem
Sitze seines Reichs, krönen; denn das Herzogthum Neapel ward
erst 10 Jahre später Bestandtheil dieses neuen Königreichs. Ro-
gers Ii. Tochter war an den Deutschen Kaiser Heinrickssvi.
aus dem Hause Hohenstaufen vermählt; als nun mit Rogers
Enkel, Wilhelm Ii. der Normännische Mannsstamm 1189
ausgestorben war, erbte Heinrich Vi. durch seine Normännische
Gemahlin die Rechte auf Neapel und Sicilien und gelangte zum
Besitze derselben; aber schon 1254 endigte Konrad Iv. die Reihe
der Hohenstaufen auf diesem Throne; denn die Minderjährigkeit
seines hinterlassenen Sohnes, des unglücklichen Konradin bot
dem Pabste, der nur mit Unwillen den Sicilischen Thron in
Deutschen Händen sah, eine zu gute Gelegenheit dar, um nicht
seinen Plan durchzusetzen. Er gab sogleich nach Konrads Tode
beide Sicilien an Karl von Anjou, einen Französischen Prin-
zen. Zwar suchte Konradin sein väterliches Erbe durch die
Waffen sich zu erringen, allein er ward von Karl von Anjou ge-
fangen, der ihn 1269 zu Neapel enthaupten ließ, welche Stadt
Karl zu seiner Residenz und zum Mittelpunkt seines Reichs er-
wählte. Die Regierung dieses Karls mißfiel jedoch den Bewoh-
nern Siciliens so sehr, daß sie sich 1282 durch einen Aufstand
von der Französischen Herrschaft befreiten. Dieser Aufstand brach
am dritten Ostertage> als man in die Vesper läutete aus; die
Vesperglocke gab das Signal; die Sicilianer fielen sogleich über
alle Franzosen zu Palermo her und ermordeten sie, welche Bege-
benheit in der Geschichte unter dem Namen der Si ci lis che ni
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