1. Bd. 1
- S. 458
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
458
Italien.
großen und schönen Gärten, die zu diesem Prachtschlosse gehö-
ren und worin viele Wasserkünste sich befinden, erhalten ihr Was-
ser durch eine große, fast 7 Meilen lange Wasserleitung, welche
das Thal von Maddaloni auf einer Brücke durchläuft, deren
Kühnheit und schöne Bauart man bewundern muß, Diese Brücke,
ein im Römischen Geiste in den Jahren 1753 ■— 1759 vollende-
tes Werk, ist 1618 F. lang und 178 F. über den Thalgrund er-
haben, und besteht aus 5 Reihen über einander stehenden Arka-
den, deren die untere Reihe 49, die mittlere 27 und die obere
43 zählt. An einer andern Stelle hat man, zum Behuf dieser
Wasserleitung, einen Berg durchgraben und einen unterirdischen
Weg anlegen müssen, der mehr als 3000 F. in der Länge hat.
Arpiño ist eine Stadt von mittelmäßiger Größe, aber
merkwürdig als der Geburtsort des berühmten Römers Marcus
Tulláis Cicero, des größten Redners der alten Römer und ei-
nes ihrer vorzüglichsten Schriftstellers und Philosophen, von dem
wir noch sehr viele treffliche und allgemein bewunderte Schriften
besitzen, die in dem schönsten lateinischen Style geschrieben sind.
Er war 104 Jahre vor Christi Geburt auf einem alten Familien-
gute unweit Arpinum (jetzt Arpiño) geboren und ward von seinem
Vater trefflich erzogen. Nachdem er in Rom zu Staatsämtern
gelangt war, zeigte er sich als Staatsmann und Redner in vol-
lem Glanze und erwarb sich um Rom das große Verdienst, die
gefährliche Verschwörung des Eatilina zu unterdrücken, weshalb
ihm die Ehre zu Theil ward, der Vater des Vaterlands zu heißen.
Doch seine Feinde brachten es bald darauf dahin, daß er von
Rom verbannt wurde; allein nach 16 monatlicher Entfernung be-
rufte man ihn schon wieder aus seiner Verbannung zurück. Nach
der Ermordung des Diktators Julius Eäsar zu Rom, erklärte sich
Cicero für die republikanische Parthei, an deren Spitze Brutus
und Eassius standen, gegen den Cónsul Antonius. Als daher
letzterer die republikanische Parthei besiegt hatte, verurtheilte ihn
dieser zum Tode. Zwar entkam Cicero anfangs den abgesandten
Mördern, allein später siel er in ihre Hände, als er eben in ei-
ner Sänfte sitzend, weiter entfliehen wollte. Die Mörder hieben
ihm den Kopf, den er aus der Sänfte hervorgestreckt hatte, und
die rechte Hand ab, und eilten damit nach Nom zu Antonius,
dessen Gemahlin Ciceros Zunge, die so oft gegen ihren Gemahl
geredet hatte, mit glühenden Nadeln durchstach.
Die Sili an er sind ein Gemisch verschiedener Völkerschaf-
ten; ihr Körper zeugt von ihrem griechischem Ursprünge. In der
Regel ist der Körper schön, stark und regelmäßig gebaut, die Haut
olivenfarbig, das Auge feurig, die Gesichtszüge voll Ausdruck.
Das weibliche Geschlecht zeichnet sich durch sein schönes kastanien-
braunes Haar aus. Seinen lebhaften und feurigen Geist und sei?
pe glühende Einbildungskraft drückt der Sicilianer bei seiner