1. Bd. 1
- S. 492
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Oesterreich.
sicdlersee der Han füg getrennt, der sich dem See auf der Süd-
ostseite bei dem Orte Esterhaz anschließt und sich weit ins Raa-
bec Komitat erstreckt, noch als ein Theil und Fortsetzung desselben
angesehen werden muß, und ihm am Umfange gleich kommt oder
fast übertrifft, indem man seinen Flächenraum auf 6 Q. M.
angiebt. Dieser Ha nfng ist ein schwimmender Rasen, eine kaum
3 F. hohe, schwimmende Erdlage, unter welcher das Seewasser
fluthet; der Boden wankt unter den Füssen, und läßt den, wel-
cher ihn betritt, fürchten zu versinken. Auf dem Hansüg wächst
meist nichts als Schilf, Rohr und Binsen; doch findet man auch
einen Erlenwald, einige Birken- und Fichtenwäldchen und einen
bedeutenden Wiesengrund, der in trocknen Jahren gemahet wird.
Das Heu kann indeß nur bei großer Dürre weggebracht werden ;
außerdem muß man bis in den Winter hinein warten, um cs
auf dem Eise fortzuschaffen. In nassen Jahren begnügt man sich,
das Gras durch das Vieh abweiden zu lassen, welches oft bis an
den Bauch in Schlamm versinkt. Ueberhaupt scheint alles Was-
ser unter der Erdlage des Hansiig mit dem offenen Neusiedlersee
zusammen zu hängen; denn so wie dieser größer wird, hebt sich
jene; und umgekehrt, so bald die Wassermenge des Sees vermin-
dert wird, senkt sich der Boden. Auch giebt es im Hansäg meh-
rere offene Teiche oder vielmehr Seen, worunter der größte und
tiefste der sogenannte K i r al y T 6 oder Königssee ist, der
gleich an seinen Ufern eine Tiefe von 9 bis 12 F. hat. Er ist
sehr ungestüm und treibt hohe Wellen. Der 1813 unternommene
Versuch den Hansng zu entwässern, wurde durch die im Herbste
desselben Jahres erfolgten Ueberschwemmungen vereitelt. Mit dem
Hanssrg hat der Neusiedlersce 2v3 M. im Umfange.
Der Plattensee oder Balaton ist größer als der Neu-
siedler und nicht allein der größte See der Oesterreichischen Monar-
chie, sondern auch von ganz Südeuropa. Er gehört zu den Un-
garischen Komitaten Wesprim, Schymey und Szala und ist von
S. W. gegen N. O. 10 M. lang und 1 bis 2 M. breit. Am
breitesten ist er bei Fok, wo der Schio, der Abfluß desselben, wel-
cher in den Sarviz geht, heraustritt. Der Flächeninhalt dieses groß-
ßen Sees beträgt 20 und mit den weitläustigen Morästen, längs
eines Theiles der Ufer, wohl 24 Q. M. Die Tiefe wird auf
27 F. angegeben, an vielen Orten steigt sie wohl auf 36 F. Das
nördliche User umgeben Berge und Hügel, theils mit bedeutenden
Waldungen bedeckt, theils mit Weinreben bepflanzt. In den See
ergießen sich die S z a l a , 9 an den Ufern befindliche Quellen und
31 größere und kleinere Bäche; außerdem mehrt sich auch sein
Wasser wahrscheinlich durch zahlreiche, auf dem Grunde befindliche
Quellen. Der See ist in immerwährender Bewegung und sein
Gewässer erneuert sich beständig; auch beim stillsten Wetter bewegt
er sich immer fort und täglich, besonders Abends schämnt und